Digitale Pinnwand und Ideengeber: Pinterest auf dem Prüfstand

Digitale Pinnwand und Ideengeber: Pinterest auf dem Prüfstand
19
Aug

Im vierten und letzten Teil unserer Social-Media-Reihe schauen wir uns an, wie Pinterest die gute alte Pinnwand in ein soziales Netzwerk überführt hat und zeigen, was die Plattform von Facebook, Instagram und Snapchat unterscheidet.

Mehr Inspiration, weniger Selbstdarstellung

Verglichen mit anderen Social-Media-Plattformen verfügt Pinterest (noch) über eine relativ kleine Community von etwa 175 Millionen aktiven Mitgliedern weltweit. Dies mag mitunter auch daran liegen, dass der Fokus bei Pinterest weniger auf Selbstdarstellung denn auf dem Austausch von Tipps, Hobbys, Rezepten und Inspirationen liegt. Ben Silverman, CEO des Unternehmens, drückt es wie folgt aus:

„Pinterest is a catalogue of ideas. I think that’s a very different thing than a social network. On a social network, you upload photos for other people to like. Pinterest, on the other hand, is self-serving.” 

(Ben Silverman, CEO Pinterest)

Nicht ohne Grund erfreut sich vor allem die Suchfunktion der Plattform großer Beliebtheit.

Fokus auf visuellen Inhalten

Dabei liegt der Fokus des sozialen Netzwerks klar auf visuellen Inhalten. Nutzer können eigene Pinnwände zu unterschiedlichen Themen erstellen, auf die sie Clips, Bilder oder Rezepte anheften (pinnen) können. Dieses Nutzungsmuster steckt bereits im Namen der Plattform: Pinterest setzt sich zusammen aus „Pinboard“ und „Interest“. Mehr als 80% aller Pins sind RePins.

Mit Hilfe von Hashtags können diese Pinnwände und die einzelnen Pins größeren Themenkomplexen zugeordnet werden. Pinnen lassen sich dabei sowohl selbst erstellte Clips, Bilder, Rezepte etc. als auch Inhalte aus dem Web. Für letztere lässt sich eine Browser-Erweiterung installieren, mit der sich visueller Content direkt von einer Webseite aus auf die eigene Pinterest Pinnwand pinnen lässt. Diese Pins werden mit einem Link zur Originalquelle versehen, damit jederzeit nachzuvollziehen ist, woher sie stammen.

Klassische Social-Media-Funktionen

Des Weiteren können Nutzer sich gegenseitig folgen. Dabei entscheiden sie, ob sie allen oder nur einzelnen Boards folgen möchten. Sie können Pins kommentieren und innerhalb von Pinterest sowie zu Twitter teilen. Zudem ist eine Like-Funktion enthalten. Pins können außerdem zu anderen Netzwerken geteilt, per E-Mail verschickt und in eigene Blogs/Webseiten eingebunden werden

Die Plattform lässt sich sowohl im Browser als auch als eigenständige App nutzen. Neben den Pinnboards verfügt sie über die wohl derzeit beste Bilder-Suchfunktion im Netz. Aufgenommene Bilder lassen sich in die Suche hochladen und sowohl komplett als auch nur einzelne Ausschnitte daraus suchen. Dies kann sehr nützlich sein, will man beispielsweise wissen, an welchem Ort ein Bild entstanden ist oder um Infografiken zu validieren.

Was es zu beachten gilt

Während Facebook oder Instagram umfangreiche Nutzerdaten im Profil anzeigen, beschränkt sich Pinterest auf den Nutzernamen, eine (nicht verbindliche) Profilbeschreibung, die aktuellen RePins, die Follower, die gefolgten Profile sowie die angelegten Pinboards. Zusätzlich können die eigenen Twitter- und Facebook-Profile als auch eine Webseite verlinkt werden, dies allerdings auf freiwilliger Basis.

Copyright

So verlockend es auch sein mag, fremde visuelle Inhalte aufgrund ihrer Brillanz zu teilen, verstößt dies dennoch gegen das Urheberrecht. Wer also eine Grafik oder ein Video einer anderen Webseite auf eines seiner Pinboards pinnt, muss sich vorher die Erlaubnis des Eigentümers einholen. Darauf verzichten lässt sich nur, wenn der Webseiten-Betreiber seine visuellen Inhalte selbst mit einem Pinterest-Share-Button – vergleichbar mit den entsprechenden Facebook oder Instagram-Buttons – versieht.

Kommerzielle Angebote

Aufgrund des inspirierenden Charakters der Plattform, tummeln sich dort auch viele kommerzielle Anbieter. Kein Wunder, verwenden doch 96% der aktiven Nutzer Pinterest zur Recherche und Informationseinholung. Dementsprechend groß ist das Potenzial für diverse E-Commerce-Unternehmen. Für diese hat Pinterest eigene Content-Formate entwickelt, die Rich Pins. Hierzu gehören unter anderem die Product Pins, welche den Preis und die jeweilige Verfügbarkeit eines Produktes anzeigen. Aber auch Recipe Pins mit denen sich übersichtlich und nutzerfreundlich Rezepte darstellen lassen, sind darunter.

Datenschutz

Beim Sammeln der Mitgliederdaten unterscheidet sich Pinterest nicht von den Mitbewerbern. Profilinformationen, alle Pins und RePins, Freunde, IP-Adresse und die letzte vorher besuchte Webseite werden erfasst und gespeichert. Verhindern lässt sich dies beispielsweise durch die Verwendung der Inkognito-Funktion, die bei den meisten Browsern zum Funktionsumfang gehört sowie durch die Abschaltung des GPS Trackings in den Smartphone Einstellungen.

Da es bei Pinterest vornehmlich darum geht, sich gegenseitig zu inspirieren, sind die Pinboards der Nutzer öffentlich sichtbar. Dies bedeutet nicht nur, dass sie von allen anderen Nutzern angesehen werden können, sondern auch, dass sich einzelne Bilder oder Grafiken in der Google Bildersuche erscheinen. Um dies zu verhindern, lassen sich Secret Boards anlegen. Diese geheimen Pinnwände kann nur sehen, wer vorher vom Nutzer eine Einladung samt Zugangscode bekommen hat.

Fazit

Pinterest ist mehr Inspirationsplattform als klassisches soziales Netzwerk. Für die Suche nach anschaulichem Bildmaterial und die Verifikation von Quellen bzw. Infografiken eignet es sich sehr gut. Auch was die Nutzerdaten angeht, sind weniger Angaben erforderlich als bei den bekannteren Plattformen. Allerdings sammelt auch Pinterest die Daten seiner Mitglieder, was sich mit einigen Tricks teilweise einschränken lässt.