Im zweiten Teil unserer Social-Media-Reihe werfen wir einen Blick auf das derzeit populärste soziale Netzwerk bei 12- bis 19-jährigen: Instagram. Aus der letztjährigen JIM-Studie geht hervor, dass 57% der befragten Jugendlichen Instagram mehrmals wöchentlich nutzen. Damit lag die Plattform noch vor Snapchat und Facebook und nur einen Platz hinter dem Instant-Messaging-Dienst WhatsApp. Für viele Schülerinnen und Schüler ist Instagram inzwischen das primäre soziale Netzwerk, ähnlich wie es die Konzernmutter Facebook in der Vergangenheit gewesen ist. Mittlerweile verfügt die Plattform über mehr als eine Milliarde Mitglieder weltweit.
Mobil und visuell
Instagram wurde im Jahr 2010 von Kevin Systrom und Mike Krieger in San Francisco gegründet und ist aus einem Projekt, dessen Fokus auf mobiler Fotografie lag, hervorgegangen. Der Name setzt sich aus „instant camera“ und „Telegram“ zusammen und verweist damit schon deutlich auf den inhaltlichen Fokus der Plattform. Denn Instagram war von Beginn an für mobile Endgeräte, in erster Linie Smartphones, konzipiert. Diese sind mit der „instant camera“ ausgestattet, mit der sich Bilder machen lassen, die dann nach Belieben im eigenen Profil veröffentlicht werden können. Konsequenterweise lässt sich ein Großteil der Funktionen nur via App nutzen.
Eigene Ästhetik
Dieser Fokus auf visuelle Inhalte unterschied Instagram von Beginn an von anderen Social-Media-Plattformen, die stärker mit Textposts und Linkeinbettungen arbeiteten. Berühmt wurde Instagram anfangs durch seine Filter: Nutzer können in der App diverse Farbfilter und grafische Effekte über ihre Bilder legen, so dass diese etwa ausehen wie alte Fotografien oder Polaroids. Damit schufen die Gründer ganz nebenbei eine neue Ästhetik, die unter anderem auch Gegenbewegungen (bspw. der Hashtag #nofilter) zur Folge hatte, und die Einzug in verschiedene visuelle Kontexte fand. Die spezifische Ästhetik geht mit einer Grundhaltung einher: Die Tonalität von Posts und Kommentaren auf Instagram ist positiver als in vielen anderen sozialen Netzwerken.
Spielwiese der Influencer
Darüber hinaus wird Instagram stark mit der Selfie-Kultur verbunden, da der visuelle Fokus der Plattform deren Nutzer animiert, ihr alltägliches Leben mit der Kamera zu dokumentieren. Eine weitere Entwicklung, die zwar schon von YouTube bekannt war, sich aber via Instagram stark beschleunigt hat, ist das Aufkommen von Influencern: Personen mit einer hohen Anzahl von Followern, welche ihre Reichweite nutzen, um auf Themen aufmerksam zu machen oder diese durch Werbeverträge und Partnerschaften zu monetarisieren.
Übernahme durch Facebook
Bereits im Jahr 2012 wurde Instagram von Facebook aufgekauft. Nach und nach wurden beide Plattformen immer stärker aneinander angebunden. So lassen sich die Profile in beiden Netzwerken miteinander verknüpfen. Instagram Posts werden dann automatisch auch im Facebook-Profil veröffentlicht. Des Weiteren kann der eigene Facebook-Account zur Anmeldung bei Instagram verwendet werden. Alle Kontakte und Einstellungen werden transferiert.
Die Funktionen im Überblick
Instagram ermöglicht es Nutzern, eigene Fotos in deren Profil hochzuladen. Diese können sie mit Kommentaren und Hashtags versehen, um so etwa ein aktuelles Thema zu kommentieren oder einen Post im Rahmen eines Themenfeldes zu verorten. In den Posts lassen sich andere Instagramer markieren und verlinken. Zusätzlich können Posts geliked und geteilt werden. Aktuelle Posts von Freunden und Profilen, denen der Nutzer folgt, werden in dessen Newsfeed angezeigt. Dieser bildet auch gleichzeitig den Home Screen, also die Startseite, von der aus sich alle anderen Funktionen ansteuern lassen.
Fotos, Clips und Stories
Neben klassischen Fotos lassen sich auch Video-Clips von bis zu 15 Sekunden Länge veröffentlichen sowie mit der Funktion Instagram Live Video Live-Streams erstellen. Letztere werden häufig für sogenannte Instawalks genutzt: organisierte Touren, bei denen mehrere Instagramer unter einem vorher festgelegten Hashtag einen Ort – bspw. ein Museum – erkunden. Hinzu kommt mit den Stories ein Format, das originär von Snapchat entwickelt wurde und inzwischen auch bei Facebook und WhatsApp zu finden ist. In den Stories lassen sich Bilder und kurze Clips veröffentlichen, die nach 24 Stunden wieder gelöscht werden. Wie der Name es schon vermuten lässt, eignen sie sich gut dazu, von Ereignissen zu berichten oder Geschichten zu entwickeln. Aber auch der private Austausch unter Nutzern ist mit Hilfe von Instagram Direct möglich. Die klassische Messenger-Funktion ist eine vereinfachte Version des Facebook Messengers und WhatsApp.
Eigene Video-Plattform
Mitte Juni dieses Jahres wurde mit IGTV (kurz für Instagram TV) zudem eine Art eigene Video-Plattform eingeführt. Zwar handelt es sich hierbei um eine eigenständige App, diese wurde aber auch in die herkömmliche Instagram App integriert, sodass alle Nutzer im Rahmen eines Updates darauf Zugriff haben. Angelehnt an das Prinzip Fernsehen, können auf IGTV eigene Kanäle (Channels) gegründet werden, in denen sich Videos von bis zu 15 Minuten Länge veröffentlichen lassen. Verifizierte Profile und solche mit großer Reichweite können indes sogar Bewegtbildinhalte mit maximal 60 Minuten Länge veröffentlichen. Größter Unterschied zum Konkurrenten YouTube ist das Format: statt dem 16:9-Format, welches ein Drehen des Smartphones erfordert, um in den Vollbildmodus zu gelangen, spielt IGTV Videos im 9:16 Format aus. Das Smartphone muss also nicht gedreht werden.
Privatsphäre und Datenschutz
Wie alle sozialen Netzwerke, gibt es auch bei Instagram einige Faktoren hinsichtlich der Privatsphäre und des Datenschutzes zu beachten. Eine zentrale Frage stellt sich gleich zu Anfang: soll das Profil öffentlich oder privat sein? Öffentliche Profile können von jedem Nutzer, aber auch von Dritten eingesehen werden. Private Profile lassen sich hingegen nur von befreundeten Instagramern ansehen. Mit Ausnahme des Profilbilds und der Profilbeschreibung, die für alle Nutzer sichtbar bleiben. Um zu vermeiden, von anderen Nutzern ungewollt in deren Posts markiert zu werden, kann in den „Markierungsoptionen“ festgelegt werden, dass ein Tagging nur nach Genehmigung erfolgt.
Copyright
Um die Plattform aktiv nutzen zu können, müssen Mitglieder Instagram zudem Zugriff auf ihre gespeicherten Fotos sowie auf die Smartphone-Kamera geben. Ähnlich wie bei Facebook behalten die Nutzer zwar die Rechte an ihren Bildern und Videos, räumen Instagram aber eine „nicht-exklusive, vollständig bezahlte und gebührenfreie, übertragbare, unterlizenzierbare, weltweite Lizenz für die Nutzung der Inhalte ein“ (Instagram AGBs). Dies bedeutet, dass Instagram die veröffentlichten Bilder seiner Nutzer für eigene Zwecke verwenden kann. Zusätzlich hindert diese Klausel Nutzer daran, das ausschließliche Copyright an einem auf Facebook geposteten Bild an Dritte zu veräußern. Inwieweit diese Klausel in Deutschland allerdings überhaupt rechtsgültig ist, ist umstritten. Dennoch sollte man sich dessen im Vorfeld bewusst sein.
Werbung und Influencer Marketing
Auch Instagram analysiert die Geodaten und Zeitstempel der veröffentlichten Bilder und Videos und nutzt diese, um zielgruppengenaue Werbung an seine Mitglieder auszuspielen. Während die Werbung oftmals recht gut als solche zu erkennen ist, verhält es sich mit den Posts und Kooperationen der Influencer deutlich diffiziler. Bekannte deutsche Influencer wie Caro Daur oder Pamela Reif verfügen über mehrere Millionen Follower und nutzen ihre Posts, um für verschiedene Produkte zu werben. Häufig stehen diese Produkte in einem kausalen Zusammenhang zur Eigenmarke des Influencers, sodass sie nicht wie Werbung erscheinen, sondern wie ein fester Teil von deren Alltag bzw. eine persönliche Empfehlung. Gerade hier ist es wichtig, Schülerinnen und Schülern ein Gefühl für gesponserte Inhalte zu vermitteln sowie eine Unterscheidungskompetenz aufzubauen. Gerade vor dem Hintergrund, dass es noch keine klare Rechtslage hinsichtlich des Influencer Marketing gibt. Inwiefern hier eine Kennzeichnungspflicht besteht, ist aktuell Gegenstand mehrerer Gerichtsverfahren.
Nutzung erst ab 13 Jahren
Instagram selbst empfiehlt eine Nutzung seiner Plattform ab einem Mindestalter von 13 Jahren. Viele Nutzer sind allerdings deutlich jünger. Hört man sich beispielsweise unter Fünftklässlern um, erfährt man nicht selten, dass eine Vielzahl bereits über einen Instagram Account verfügt. Um die eigene Empfehlung – zumindest pro forma – durchzusetzen, hat Instagram ein Formular erstellt, mit dem Nutzer unter 13 Jahren gemeldet werden können. Im Falle einer Meldung prüft die Plattform, ob Anhaltspunkte bestehen, welche diesen Verdacht erhärten und löscht die jeweiligen Profile.
Fazit
Der Siegeszug von Instagram bei der jungen Zielgruppe ist so umfassend wie konsequent: der klare Fokus auf die mobile Nutzung und visuelle Inhalte entspricht den Interessen der Nutzer und lässt sich sehr gut in deren Alltag integrieren. Allerdings gibt es auch hier Schwachpunkte hinsichtlich des Datenschutzes, des Urheberrechts und vor allem der Werbekennzeichnung.
Tobias Börner