Seit Dezember 1951 gibt es in der Bundesrepublik inzwischen Jugendschutzgesetze. Über die Jahre wurden sie immer wieder erweitert und angepasst, um politischen, gesellschaftlichen und medialen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Und da der Jugendschutz alle Medien und Kommunikationsinfrastrukturen betrifft, ist er auch für das Internet gültig.
Hierfür gibt es ein gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern, Jugendschutz.net, das sich dem Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet verschrieben hat. Gegründet im Jahr 1997 von den Jugendministerien der Bundesländer, überwacht jugendschutz.net die Einhaltung des Jugendschutzes im Internet und setzt sich aktiv gegen jugendgefährdende Inhalte ein.
Mit der allumfassenden Digitalisierung und der ständigen Verfügbarkeit von Online-Inhalten gewinnt die Arbeit von jugendschutz.net stark an Bedeutung.
Aufgaben und Ziele
Die Hauptaufgabe von jugendschutz.net besteht darin, Risiken und Gefahren im Internet zu identifizieren und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört die Überprüfung von Websites, sozialen Netzwerken, Foren und anderen Online-Plattformen auf jugendgefährdende Inhalte wie Gewalt, Pornografie, Extremismus und Mobbing. Dafür arbeitet die Organisation eng mit den Betreibern der Plattformen zusammen, um problematische Inhalte zu entfernen oder zu sperren.
Ein weiteres zentrales Ziel ist die Sensibilisierung und Aufklärung von Eltern, Pädagog:innen und Jugendlichen selbst. jugendschutz.net entwickelt hierzu umfangreiche Informationsmaterialien und bietet Schulungen sowie Workshops an. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, um sicher und verantwortungsbewusst im Netz zu agieren.
Fokus auf Extremismus
Ein besonderer Schwerpunkt der Organisation liegt auf der Bekämpfung von Extremismus im Netz. Rechtsextreme und andere extremistische Gruppen nutzen das Internet gezielt, um junge Menschen zu beeinflussen und zu rekrutieren. jugendschutz.net beobachtet diese Aktivitäten genau, dokumentiert sie und entwickelt Strategien, um der Verbreitung extremistischer Ideologien entgegenzuwirken.
Durch gezielte Analysen und Recherchen identifiziert die Organisation extremistisches Gedankengut und arbeitet eng mit Strafverfolgungsbehörden zusammen, um strafbare Inhalte zu verfolgen. Zudem wird die Öffentlichkeit regelmäßig über neue Trends und Gefahren im Bereich Online-Extremismus informiert.
Kooperationen und Netzwerke
Um erfolgreichen Jugendschutz im Internet gewährleisten zu können, wird mit verschiedenen Akteur:innen auf nationaler und internationaler Ebene zusammengearbeitet. Dazu zählen das Bundeskriminalamt, die Landesmedienanstalten, EU-Initiativen wie klicksafe und internationale Netzwerke wie INHOPE (International Association of Internet Hotlines).
Diese Kooperationen ermöglichen es, Wissen und Ressourcen zu bündeln und somit effektiver gegen jugendgefährdende Inhalte vorzugehen. Der Austausch mit internationalen Partnern hilft zudem dabei, globale Trends frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu entwickeln.
Bildungsarbeit und Prävention
Neben der Überwachung und Bekämpfung von gefährdenden Inhalten legt jugendschutz.net großen Wert auf präventive Maßnahmen. Die Organisation entwickelt didaktische Materialien und führt Workshops durch, die sich an verschiedene Zielgruppen richten. Dazu gehören Schulungen für Lehrkräfte, Elternabende sowie Informationsveranstaltungen für Jugendliche.
Durch diese präventive Bildungsarbeit soll das Bewusstsein für Gefahren im Netz geschärft und die Medienkompetenz gestärkt werden. Ein verantwortungsvoller und sicherer Umgang mit digitalen Medien soll so bereits im frühen Alter gefördert werden.
Wachsende Herausforderungen & Chancen durch KI
Die Popularität und die schnellen Entwicklungen von KI und generativer KI-Anwendungen bedeuten für den digitalen Jugendschutz sowohl neue Herausforderungen als auch Chancen. So wurde etwa im März wurde auf der Konferenz „NextGen Media – Digitale Trends im Fokus des Kinder- und Jugendmedienschutzes“ darüber debattiert, dass mit KI neben neuen Gefahren auch neue Möglichkeiten in der Identifikation jugendgefährdender Inhalte einhergehen.