Wie man Lernspiele im Unterricht einsetzt

Wie man Lernspiele im Unterricht einsetzt
13
Sep

Lernspiele in der Schule: Schüler bauen lieber Luftschlösser, anstatt Ihrem Unterricht zu folgen? Kein Problem, mit ‚Minecraft‘ aktivieren Sie die Phantasie Ihrer Schüler und bringen ihnen gleichzeitig etwas bei!  Eine friedliche Gesellschaft oder ein autoritärer Staat: mit der Open-world-Simulation ‚Minecraft‘ erschaffen und entwickeln Sie mit Ihren Lerngruppen eigene Gesellschaftsformen. Unterschiede und damit die Vor- und Nachteile jeweiliger Gesellschaftsformen werden für SchülerInnen unmittelbar erfahrbar. Aber auch Lerninhalte aus allen anderen Fächern – Geschichte, Architektur, Sozialwissenschaft und vieles mehr – können mit Minecraft spielerisch vermittelt werden. Ganz nebenbei werden SchülerInnen in Medienkompetenz geschult.

Mit ‚Minecraft‘ simulieren Schüler eigene Welten und Proben soziales Handeln

Heutige Schüler sind parallel sozialisiert, sowohl real als auch virtuell. Die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt werden von heutigen Schülern leichter durchbrochen als von der älteren Generation. Virtuell Wahrgenommenes hat für unsere Schüler einen hohen Stellenwert, involviert Schüler emotional teilweise ebenso stark, wie realweltliche Erfahrungen. Mit Minecraft kann man sich die Computererfahrungen der SchülerInnen zunutze machen und spielerisch Lerninhalte vermitteln und soziales Handeln proben.

Berliner Mauer bauen und virtuelle Fluchtversuche starten

SchülerInnen bauen mit Lernspielen wie Minecraft eigene virtuelle Welten und lassen etwa Geschichte, die ansonsten nur aus Texten bekannt ist, damit wieder lebendig werden. Mit Minecraft können ihre Schüler zum Beispiel die Berliner Mauer wieder aufbauen und einen Fluchtversuch wagen – natürlich alles gefahrenfrei, weil digital. Durch die Interaktion auf virtueller Ebene werden Schüler multisensuell angeregt und setzen sich spielerisch mit dem geschichtlichen Thema auseinander. SchülerInnen handeln dabei eigeninitiativ: Lernmodule werden nicht mehr allein vom Lehrer aufbereitet, sondern von den SchülerInnen selbst erstellt; die Anfertigung eines Lernmoduls wird Teil des Lernens und des zu vermittelnden Inhaltes.

Lernspiele: Digitales Expertenwissen der SchülerInnen nutzen

Es hat sich gezeigt, dass sich die SchülerInnen zumeist besser mit Minecraft auskennen als die Lehrenden und somit auch besser in der Lage sind, die Anforderungen in der Unterrichtsvorbereitung umzusetzen. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund des peer-to-peer-Ansatzes erwähnenswert, denn so gelingt die Einbindung dieses Expertenwissens in die Wissensvermittlung. Von den SchülerInnen wird die Möglichkeit der Einnahme einer Expertenrolle als besondere Wertschätzung ihrer Arbeit angesehen. Die Aufgabe des Lehrenden besteht dann darin, den Rahmen vorzugeben und zum Abschluss die Überprüfung der Inhalte zu gewährleisten.

MinecraftEDU als Lernwerkzeug speziell auf den Unterricht zugeschnitten

Der Einsatz des Lernspiels Minecraft im Unterricht ist sehr einfach möglich und bietet durch seine Struktur großes Potential als Lernwerkzeug. Insbesondere die Modifikation MinecraftEDU, die zusätzliche Werkzeuge enthält, macht es auch Anfängern einfach, Lerninhalte in Module umzusetzen, die dann von SchülerInnen im Unterricht genutzt werden können.

Jörg Steinemann, Lehrer und medienpädagogischer Berater, erzählt wie sein Sohn ihn auf Minecraft gebracht hat:

„Da war sie, die Frage, die mein damals 10-jähriger Sohn mir stellte, auf die ich nicht wirklich eine Antwort wusste: „Papa, was ist eigentlich Minecraft?“ Ja klar, als Medienpädagoge hat man schon mal etwas von Minecraft gehört, auch ein wenig gelesen, wirklich beschäftigt habe ich mich mit diesem Thema aber noch nicht.

In den folgenden Tagen kam mein Sohn mit immer neuen Server-Adressen von der Schule nach Hause; die wurden auch sofort ausprobiert. So wirklich gefiel mir das alles noch nicht, es war nicht das Spiel, das mich störte, aber der parallel laufende Chat erzürnte mich. Fremde Menschen auf fremden Servern verwendeten für meinen Sohn fremde Worte – die dort gepflegte Wortwahl ist in unserer Familie nicht üblich. Verbieten wollte ich meinem Sohn das Spiel aber nicht, denn eigentlich gefiel es mir ganz gut.

Nach drei Stunden Recherche war er angemietet, der erste eigene Minecraft-Server irgendwo in einem Rechenzentrum. Fortan spielten meine Kinder, die Klassenkameraden und Freunde auf unserem eigenen Server. Mit der Zeit wurden die Wünsche unserer Kinder immer größer, gewünschte Plug-Ins oder Mod-Pack hatte der Server-Anbieter nicht im Portfolio. Mit einigen Jungs aus der 10. Klasse besprach ich die Situation, eine Lösung war schnell gefunden: Wir werden selbst zum Server-Betreiber und bauen einen eigenen Minecraft-Server. Als synchrone Kommunikationsplattform installierten wir zusätzlich einen Teamspeak-Server.“

Beschreibung des Workshops:

Im Workshop zeigt Jörg Steinemann unterrichtliche Einsatzmöglichkeiten der Open-world Simulation Minecraft: die Teilnehmer können an der virtuellen Berliner Mauer eine Republikflucht versuchen.

In der Einführung des Workshops wird kurz auf einige wichtige technische Details eingegangen. Die TeilnehmerInnen verbinden ihre Laptops mit einem Minecraft-Server und können erste Erfahrungen in der virtuellen Welt sammeln.

Im zweiten Schritt wird das virtuelle Brandenburger Tor mit der Berliner Mauer vorgestellt. Die Teilnehmer verbinden sich mit diesem Server und landen im Ostteil der Stadt. Jetzt beginnt die Teamarbeit: gemeinsam wird ein Fluchtplan entwickelt und umgesetzt. Als Grenzsoldaten fungieren einige Schüler, die sich ebenfalls mit diesem Server verbunden haben.

Der Austausch über eigene Erfahrungen und die Diskussion möglicher Anwendungsszenarien wird ausdrücklich gewünscht. Wie lässt sich Minecraft sinnvoll in den Fächerkanon integrieren, was muss bei der Unterrichtsplanung berücksichtigt werden, wie sieht die Vorbereitung einer Stunde aus? All diese Fragen können Grundlage unserer Diskussion im dritten Schritt sein.

Alle weiteren Informationen zum Lehrerkongress 2016: www.excitingedu.de/veranstaltungen/lehrerkongress-2016/

Technische Voraussetzungen:

  • Laptop
  • Installation Minecraft
  • Internet-Zugang

 

Links:

 

Über den Teilgeber Jörg Steinemann

Jörg Steinemann ist seit 2001 Lehrer und unterrichtet an der Geestlandschule Fredenbeck, eine Oberschule mit gymnasialem Zweig. Seit 2007 arbeitet er am Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) in Hildesheim als medienpädagogischer Berater. Seit 2014 betreut er die landesweite Mediendistribution Merlin und ist beteiligt an der Entwicklung des Orientierungsrahmens Medienbildung.

Er ist verheiratet und hat zwei Kinder im minecraftfähigen Alter.