Auch im zweiten Lockdown erfreuen sich Social-Media-Plattformen und Apps großer Beliebtheit. Und das nicht ohne Grund: Ein Großteil der gewohnten sozialen Alltagskommunikation kann aufgrund von Kontaktbeschränkungen und Home Schooling nicht stattfinden. Gerade Schüler*innen, die mit Facebook, Instagram & Co. aufgewachsen sind, weichen daher auf verschiedene Plattformen aus, um in Kontakt miteinander zu bleiben.
Im Frühjahr 2020 kam mit Clubhouse weitgehend unbemerkt ein weiteres soziales Netzwerk auf den Markt, das sich noch in der Beta-Phase befindet. Seit etwa zwei Wochen ist nun ein Hype um die Plattform ausgebrochen. Doch was genau unterscheidet die Plattform von bestehenden Konkurrenten und wie wird sie genutzt?
Abkehr vom Visuellen
Die vermeintlich größte Überraschung bei Clubhouse besteht darin, dass es sich hierbei um eine Audio-Plattform handelt. Gerade in den letzten Jahren war mit Blick auf die Beliebtheit von Snapchat, Instagram und TikTok ein deutlicher Trend hin zu visuellen Plattformen zu konstatieren. Clubhouse geht hingegen einen anderen Weg. Am besten lässt sich die App wohl als Live-Telefon-Podcast-Netzwerk zusammenfassen. Denn registrierte Nutzer können sich ein Profil anlegen und gemeinsam in unterschiedlichen „Räumen“ live miteinander diskutieren. Zudem können sie gemeinsam neue „Räume“ eröffnen und ihre Gespräche in einem Kalender ankündigen. Genutzt wird dies bspw. schon von verschiedenen Podcaster*innen, aber auch von Popstars und Influencer*innen.
Hauch der Exklusivität
Doch es finden auch Diskussionen unter Schüler*innen statt. Letzte Woche fand etwa ein Live Talk unter dem Titel „Digitale Schule, digitale Unis und Hochschulen? Wie läufts bei euch, was fehlt euch?“ statt. Gerade in Pandemie-Zeiten, in denen es aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfreiheit schwieriger wird, neue bzw. abwechslungsreiche visuelle Inhalte zu erstellen, scheint die Audio-Plattform eine ideale Ergänzung zu bestehenden Angeboten. Bisher umweht Clubhouse der Hauch der Exklusivität, denn registrieren kann sich nur, wer von bestehenden User*innen eingeladen wird. Jede*r Nutzer*in kann zwei weitere potentielle User*innen einladen. Im eigenen Profil wird dann angezeigt, wer von wem eingeladen wurde.
Diese Art von künstlicher Verknappung und die Erhebung registrierter Nutzer*innen in eine Art Gatekeeper-Status treibt mitunter kuriose Blüten. So wurden bereits Einladungen an die Höchstbietenden verkauft. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Plattform bald auch ohne Einladung zu nutzen sein wird. Denn das wichtigste Attraktivitätsmerkmal von Social-Media-Plattformen ist die Möglichkeit, sich mit Freund*innen aus dem näheren und entfernteren Bekanntenkreis zu verbinden. Darüber hinaus ist die dazugehörige App bisher nur für Apple-Endgeräte zu haben.
Viele neue Ideen
Derzeit gibt es eine Vielzahl an Ideen die auf der Plattform ausprobiert bzw. über die diskutiert werden. So brachte etwa die Digitalexpertin der Linksfraktion im Bundestag, Anke Domscheit-Berg, die Möglichkeit einer digitalen Bürgersprechstunde ins Gespräch. Auch Comedy- und Interview-Formate sind schon zu beobachten. Eine der größten Überraschungen ist sicherlich der von Leander Wattig geschaffene Ruheraum, in dem die dort Anwesenden nicht sprechen dürfen. Derzeit wird also noch viel mit Formaten experimentiert, da sich ein primär auditives Medium gängigen Nutzungsmustern entzieht.
Die Frage nach dem Datenschutz
Die zentrale Frage, die es in Bezug auf jede Social-Media-Plattform immer wieder zu stellen gilt, ist die nach dem Datenschutz. Diesbezüglich werden bei Clubhouse schon erste kritische Stimmen laut. Unlängst hat sich die Vorsitzende der Datenschutzkonferenz von Bund und Ländern, Monika Grethel, mit Bedenken zu Wort gemeldet. „Die Möglichkeit der Nutzer*innen, dem Dienst Clubhouse Zugriff auf ihre Kontakte zu gewähren und diesem somit Kontaktinformationen von Personen, die selbst nicht Teilnehmende des Dienstes sind, zur Verfügung zu stellen, ist grundsätzlich kritisch zu sehen“, sagte sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) Zudem nennt das Unternehmen keinen Ansprechpartner für Datenschutzanfragen und gibt auch keinen konkreten Zweck für die Sammlung der erhobenen Daten an. Dies verstößt gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)
Zudem häufen sich in den USA Fälle, in denen Rechtsextremist*innen die Plattform für ihre Propaganda missbraucht haben. Bisher scheint es diesbezüglich noch keine Moderationsinstanzen, wie sie bei Facebook, Twitter und Instagram gängig sind, zu geben.