Raus aus dem Klassenzimmer

Raus aus dem Klassenzimmer
10
Apr

Theodolit und Tablet – analog und digital. Bei dem Projekt „Als Geometer am Gasometer“ macht die Verbindung dieser zwei Bereiche den Reiz aus. Denn um den Gasometer in Oberhausen zu vermessen, brauchten die Schüler des Elsa-Brändström-Gymnasiums beides. Das Ergebnis ist eine QR-Code-Rallye mit mehreren Messstationen. Und der erste Platz beim Wettbewerb „Ideen bewegen“.

Für Markus Kuhn und seine Schüler war das Projekt ein Experiment. „Wir haben gemeinsam eine Art Forschungsarbeit durchgeführt“, erzählt der Lehrer des Elsa-Brändström-Gymnasiums in Oberhausen, wenn er an seinen ersten Tablet-Einsatz im Unterricht zurück denkt. Ausgestattet mit Theodolit, Maßband und Tablet haben die Schüler die Höhe des Rathauses oder das Volumen des Gasometers in ihrer Stadt bestimmt. Die Vermessungsarbeit war Teil des Projekts, mit dem sich Markus Kuhn und sein Wahlkurs „Mach MIT“ (Mathe, Informatik und Technik) 2014 beim Wettbewerb „Ideen bewegen“ der Initiative DIGITALE BILDUNG NEU DENKEN, gefördert von Samsung, beworben hatte. Damit haben sie den ersten Platz erreicht und eine komplette Klassenausstattung mit 32 Tablets, einem interaktiven Monitor und weiterem Zubehör aus der Samsung School Solution gewonnen.

„Ich wollte ein Thema nehmen, was auf der einen Seite im Klassenraum vorbereitbar ist und auf der anderen Seite den Bereich des Klassenraumes auch verlässt“, erzählt Kuhn, der ganz gezielt nach einer Idee für den Wettbewerb gesucht hat. „Mit Tablet und Thedolith als Geometer am Gasometer – App-Entwicklung zur Vermessung von Bauwerken“ lautet der vollständige Titel des Projekts. Von der Idee bis zur Bewerbung vergingen ungefähr fünf Wochen, in denen Markus Kuhn das Konzept ausgearbeitet und die notwenigen Apps ausgetestet hat.

Besonders wichtig war dem Mathe- und Informatiklehrer das entdeckende, eigenständige Lernen. Dazu nutzten die Schüler die App „Mobilogue“. Diese mobile Lernanwendung funktioniert nach dem Prinzip des Stationenlernens, wobei an jeder Station ein QR-Code angebracht ist. Das erste Szenario wurde vom Lehrer selbst erstellt. Die Schüler konnten es sich in der Projektphase 1 auf ihre Tablets laden und die Anleitung mit Hinweisen zur Ausrichtung des Theodoliten oder zur Messung von Winkeln und Entfernungen immer wieder anschauen. Die Konstruktionen und Berechnungen nahmen die Schüler mit der Mathematik-App „Geogebra“ vor. In Phase 2 arbeiteten die Jugendlichen in Kleingruppen selbst solche interaktiven Lernstationen aus. Im Umfeld des „Centro“ in Oberhausen suchten sie sich Objekte, von denen sie Position, Längen, Höhen und Winkel erfassten. Mit der Notiz-App „S-Note“ entwarfen sie die Anleitungsskripte. Nachdem die einzelnen Lernstationen zu einer app-basierten QR-Code-Rallye kombiniert wurden, testeten in Phase 3 bisher unbeteiligte Mitschüler auf den Tablets die Stationen vor Ort. Dieser Punkt gefällt dem Mathe- und Informatiklehrer besonders: „Lernen durch Lehren.“

Während der sechswöchigen Projektlaufzeit des Wettbewerbs konnte die Klasse das digitale Klassenzimmer der Initiative DIGITALE BILDUNG NEU DENKEN kostenlos nutzen. Die Motivation der Jugendlichen war in dieser Zeit erkennbar höher, sagt Kuhn: „Ihnen war bewusst, dass es auf die Arbeit jedes Einzelnen ankommt. Da war ein hohes Maß an Verbindlichkeit dabei und das hat das Kommunizieren und das Kooperieren gefordert und gefördert.“ Inzwischen wird das Projekt jedes Jahr in der Jahrgangsstufe 8 wiederholt und Markus Kuhn hat auch das Vermessungsbüro der Stadt ins Boot geholt, das die Schüler mit professionellen Messgeräten unterstützt. Die ursprüngliche Idee ist gewachsen und mit ihr Schüler und Lehrer. „Es war nicht einfach nur Unterricht aus dem Lehrbuch“, sagt Markus Kuhn rückblickend, „sondern wir haben gemeinsam einen neuen Weg beschritten. Dieses gemeinsame Erlebnis bis hin zum Gewinn der Goldmedaille hat die Gruppe zusammengeschweißt. Und es hat auch dem Verhältnis zwischen Lehrer und Lernenden eine andere Qualität gegeben.“

Laura Millmann

Rahmen des Projekts

Vorbereitung (ca. fünf Wochen): Ausarbeitung des Konzepts, Testen der notwenigen Apps, inhaltliche Vorbereitung der Schüler auf das Thema Vermessung, Technikeinführung

Umsetzungszeit: 6 Wochen mit fünf Doppel- und zwei Einzelstunden sowie einigen Stunden im Nachmittagsbereich

Hilfsmittel: Tablets, die Apps „Mobilogue“, „S-Note“ und „Geogebra“ sowie analoge Vermessungswerkzeuge

Weitere Infos zur Initiative DIGITALE BILDUNG NEU DENKEN sowie zum Wettbewerb gibt es unter i-dbnd.de