Vom Einzelkämpfer zum Teamplayer im WWW – Vernetzung von Lehrerinnen und Lehrern

Vom Einzelkämpfer zum Teamplayer im WWW – Vernetzung von Lehrerinnen und Lehrern
8
Aug

Um mit digitaler Bildung und zeitgemäßem Unterricht Ernst zu machen, können und dürfen sich Lehrpersonen nicht (länger) als Einzelkämpfer*innen und Alleinunterhalter*innen verstehen. Lernen unter den Bedingungen der Digitalisierung bedeutet Vernetzung. Vernetzung von Schülerinnen und Schülern und insbesondere auch die Vernetzung von Lehrerinnen und Lehrern.

Lehrerinnen und Lehrer vernetzt euch!

Lernen im 21. Jahrhundert geschieht in Netzen. Kollaboration, Kooperation, Kreativität und Kritik geschehen im ständigen Austausch. Wer sich also ernsthaft mit (digitaler) Bildung beschäftigen will, baut sich – bewusst oder unbewusst – nach und nach ein Persönliches Lernnetzwerk (PLN) auf. Das Lernen in Netzwerken greift dabei auf vorhandene Netzwerke und Strukturen zurück. Der Lernende (in diesem Beitrag der Lehrer) ist dabei aber nicht ausschließlich passiver Rezipient, sondern beteiligt sich bestenfalls selbst aktiv am „Netzwerken“. „Das PLN macht alle zum DJ der eigenen Lernerfahrung“ schreibt dazu Martin Lindner in Die Bildung und das Netz (wissmuth press 2017).

Die Bildungsforscherin Lisa Rosa ergänzt: „Ein eigenes Persönliches Lernnetzwerk aufzubauen und lebenslang zu nutzen und laufend den sich ändernden Bedürfnissen und Möglichkeiten anzupassen, muss eines der wichtigsten Lernziele sein. Entsprechend müssen es die Lehrer*innen/Dozent*innen auch für ihr eigenes Lernen nutzen.“ (Welche digitale Revolution wollen wir?)

Die Vernetzung von Lehrkräften und die Verbreitung von Ressourcen und Inspirationen können so zur Veränderung von Unterricht beitragen und die Verbesserung von Schule zu Gunsten einer zeitgemäßen Bildung ermöglichen.

Die Illustration (angelehnt an Sylvia Duckworth) zeigt sechs Gründe für ein PLN auf, die auch phasenweise entfaltet werden können und dürfen:

  1. Ideen, Impulse und Inspirationen bekommenPersoenliches Lernnetzwerk
  2. Ideen, Impulse und Inspirationen teilen
  3. Spannenden Blogs folgen
  4. Gegenseitiges Helfen durch Austausch und Kollaboration
  5. Unterricht neu denken
  6. Schule (um-)gestalten und Unterricht entwickeln

 

 

Ideen, Impulse und Inspirationen bekommen

Lehrer*innen gelten gemeinhin als Jäger und Sammler. Ständig sind wir auf der Suche nach neuen Anregungen, Materialen und Quellen, die uns helfen Unterricht zu planen und zu gestalten. Die Nutzung sozialer Netzwerke wie Facebook oder Twitter scheint manchen keine echte Option zu sein. Dabei findet hier ein direkter Austausch statt und man gelangt z.B. auf Twitter verhältnismäßig schnell an Ideen und Impulse oder sogar an fertig erstelltes Unterrichtsmaterial. Digitale Bildung ist im Besonderen dadurch gekennzeichnet, „dass künftig nicht nur der Informationsfluss, sondern auch die Gedankenverknüpfungen und der laufende soziale Austausch vor allem im Netz stattfinden.“ (Martin Lindner: Die Bildung und das Netz 2017)

Spannenden Blogs folgen

Ein wichtiger Grund für den Aufbau eines guten und facettenreichen PLNs sind die vielfältigen und inspirierenden Blogs zu den verschiedensten Themen, denen man je nach seiner aktuellen Interessenlage folgen kann. Für das Thema ‚Digitale Bildung‘ im weitesten Sinne sind z.B. folgende Blogbeiträge empfehlenswert:

Gegenseitiges Helfen durch Austausch und Kollaboration

Eine zentrale Komponente des eigenen PLNs ist die Möglichkeit, direktes Feedback oder konkrete Hilfe zu bestimmten Themen zu bekommen. Durch die Funktion des Teilens (z.B. Retweets bei Twitter) erreicht man einen viel größeren Kreis – sogar über die eigenen Landesgrenzen hinaus. Auch zum Einstieg für sein PLN sind Tweets denkbar. Dabei wird insbesondere die Lerntheorie des Konnektivismus (George Siemens/Stephen Downes) praktiziert: „Lernen heißt Verbindungen herstellen – im eigenen Hirn und im sozialen Raum, beim Denken und beim Kommunizieren.“ (Martin Lindner: Die Bildung und das Netz 2017) Vor diesem Hintergrund erscheint das Bild vom persönlichen Lernnetzwerk sehr plastisch. Zumal Lernnetzwerke ständig neu überarbeitet werden und dynamisch bleiben – genau wie unser Gehirn (Stichwort: Neuroplastizität).

Unterricht neu denken

Das Stichwort lautet: Horizonterweiterung! Die logische Zusammenführung der Inspirationen mit gewonnenen Erkenntnissen bietet die große Chance seinen eigenen Unterricht zu reflektieren und aus einer Metaebene zu betrachten. Dabei ergeben sich im Idealfall neue Konzepte für den eigenen Unterricht, die wiederum ins analoge Kollegium getragen werden können und sollten. Nur stellvertretend seien hier Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) genannt. Jeder andere Impuls (und erscheint er zunächst noch so klein) kann die Sichtweise auf den eigenen Anspruch an einen zeitgemäßen Unterricht verändern. Die Erkenntnis, dass digitale Kommunikation und Interaktion die Möglichkeiten von Schule und Unterricht bei der Ko-Konstruktion von Wissen deutlich erweitern, ist dabei zentral. Wir sind beim Lernen nicht (mehr) eingeschränkt (beschränkt?) durch Raum, Zeit und Personenkreise.

Schule (um-)gestalten und Unterricht entwickeln

Lehrer sind Veränderungsagenten. Die Erkenntnisse aus den ersten fünf Gründen bzw. Phasen ermöglichen nicht nur eine persönliche Weiterentwicklung (berufliches Selbstkonzept) und eine Entwicklung bzw. Verbesserung des eigenen Unterrichts, sondern können im Idealfall zu einer Reformierung von Schule beitragen. So können die momentane „Palliative Didaktik“ vielleicht in absehbarer Zeit überwunden und Schule und Unterricht (endlich) ganz neu betrachtet werden. Das Wissensmonopol hat nicht die Schule und das Wissen befindet sich nicht in den Köpfen, sondern zwischen den Köpfen. Das sog. „Neuronenlernen“ (Jean-Pol Martin) hat so das Potenzial, die tradierte Schule zu hacken und zu reformieren.

Über den Talk

Im Vortrag wird dargestellt, warum Lehrer*innen sich nicht länger als Einzelkämpfer*innen verstehen dürfen und welche Bedeutung der Aufbau eines Persönlichen Lern- Netzwerkes (PLN) hat. Es geht in erster Linie darum, Ressourcen zu erkennen, Synergien zu nutzen und voneinander zu profitieren. Es wird aufgezeigt, warum und wie Lehrkräfte dadurch zu einer nachhaltigen Veränderung und Verbesserung von Unterricht und Schule beitragen können.

Über den Dozenten

Jan Vedder ist Lehrer an einer Oberschule und Pädagogischer Seminarleiter am Studienseminar. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die Schul- und Unterrichtsentwicklung rund um das ‚Lernen unter den Bedingungen der Digitalisierung‘. An seiner Schule unterstützt er den Aufbau einer 1:1 Ausstattung der Schüler*innen mit Tablets und bildet dort das Kollegium fort und weiter. In der Lehrerausbildung leitet er seit 2016 eine Zusatzqualifikation zu Medienbildung und ist für die Implementierung von Digitaler Bildung im Referendariat zuständig.

Links

https://vedducation.jimdo.com

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