Wenn das Klassenzimmer zum Escape Room wird: Lehrerin und Medienpädagogin Verena Knoblauch erläutert im Interview, wie sich das Escape-Room-Konzept als spannende Unterrichtseinheit nutzen lässt.
Auf dem diesjährigen #excitingedu Kongress wird Verena Knoblauch einen Live EduBreakout durchführen. Zur Anmeldung geht’s hier.
Was hat dich an der Idee hinter EduBreakout gereizt?
Escape Rooms gibt es mittlerweile in jeder größeren Stadt. Als Gruppe kann man sich dort – eingebettet in eine Rahmengeschichte – einsperren lassen. Das Ziel ist, durch Teamwork und problemlösendes Denken innerhalb einer bestimmten Zeit aus dem Raum zu entkommen.
An der Idee des EduBreakouts hat mich gereizt, dass dadurch der Grundgedanke der Escape Rooms ins Klassenzimmer geholt werden kann. Es reizt mich, dass nicht der Erwerb von Fachwissen an erster Stelle steht, sondern ganz gezielt das Problemlösen und die Zusammenarbeit in der Gruppe im Mittelpunkt steht. Außerdem ist diese Unterrichtsmethode nicht auf eine bestimmte Schulform begrenzt, sondern für alle Altersstufen eine Bereicherung.
Wie ist der Ablauf einer EduBreakout-Unterrichtseinheit?
In einer Rahmengeschichte wird zu Beginn geklärt, was in der Schatzkiste eingeschlossen ist und warum sie geöffnet werden muss. Im Klassenzimmer sind (analoge und digitale) Hinweise und Rätsel versteckt, die gefunden und gelöst werden, um Zahlencodes zu erhalten, mit denen die Schlösser an der Schatzkiste geöffnet werden können. Die SchülerInnen arbeiten dabei in Gruppen zusammen.
Nicht immer ist dabei auf Anhieb ersichtlich, was mit einem Hinweis gemacht werden muss, um den Zahlencode zu erhalten. Die Kinder knobeln, beraten sich, denken um die Ecke und müssen auch aushalten, die Lösung nicht direkt auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen. Nur wenn die Gruppe gut zusammenarbeitet, alle Hinweise findet und die richtigen Kombinationen herausfindet, kann die Schatzkiste geöffnet werden.
Am Ende sollte immer eine Reflexionsrunde stattfinden, in der der Lösungsweg und die Zusammenarbeit in der Gruppe thematisiert werden.
Welcher zeitliche Rahmen ist deiner Meinung nach der richtige?
Ein Breakout kann ganz flexibel geplant werden. Es kann über 1-2 Schulstunden durchgeführt werden. Denkbar ist aber genauso, ein längeres Breakout auch über einen ganzen Schultag oder über mehrere Tage verteilt zu planen.
Was sollte bei der Vorbereitung einer EduBerakout-Session berücksichtigt werden?
Ich denke, man sollte nicht vor dem vermeintlich großen Arbeitsaufwand zur Erstellung der Aufgaben zurückschrecken. In das erste EduBreakout würde ich außerdem sowieso nicht zu viele Aufgaben hineinpacken.
Welche Fähigkeiten lassen sich mit diesem Konzept vermitteln bzw. welche Themen fördern?
Nicht der Erwerb von fachspezifischem Wissen steht im Vordergrund, sondern Kommunikation und Kooperation in der Gruppe, problemlösendes Denken, Durchhaltevermögen, die Fähigkeit zur Selbstreflexion, logisches Denken und zielorientiertes Handeln.
Wie kommt das Konzept bei den Schüler*innen an?
Die SchülerInnen sind immer äußerst motiviert und können zum Schluss (auch schon in der Grundschule) erstaunlich gut reflektieren.
Hast du einen Tipp, den Lehrer*innen beim ersten Mal beachten sollten?
Der Tipp gilt nicht nur für das erste Mal: Sucht euch Gleichgesinnte, tauscht euch aus, arbeitet zusammen und verabschiedet euch vom Perfektionismus. Auch wenn es nicht perfekt ist, ist es gut!
Verena Knoblauch arbeitet als Lehrerin und Medienpädagogin an der Friedrich-Staedtler-Grundschule in Nürnberg. Außerdem ist sie in der Lehrerfortbildung tätig, hält Vorträge und Workshops zum Thema Lehren und Lernen mit digitalen Medien, kooperiert mit der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg im Rahmen des Digitalen Campus und ist Koordinatorin für Digitale Bildung am Schulamt Nürnberg.