Zurück zur Normalität? Unterrichten nach dem Lockdown

Zurück zur Normalität? Unterrichten nach dem Lockdown
25
Jun

Als Anfang Mai die ersten Schulen wieder öffneten, fragten wir einige unser #excitingedu Expert*innen, wie sie die Zeit des Lockdowns erlebt haben. Wie verlief der Online-Unterricht, welche Herausforderungen mussten gemeistert werden und wie hat sich die Rolle der Lehrenden in Pandemiezeiten und ohne persönlichen Kontakt verändert? Die Antworten waren vielfältig und es schien durchaus ein gewisser Zweckoptimismus und viel Spontaneität durch.

Fernab vom Regelunterricht

Eines ist auf den ersten Blick klar: an Regelunterricht war an den meisten Schulen nicht zu denken. Schüler*innen wurden oftmals in kleinen Gruppen tageweise unterrichtet, viel Lernstoff wurde weiter über digitale Wege vermittelt. Ein richtiger Schulalltag hat sich nicht eingestellt, vielfach hörte man davon, dass von Schüler*innenseite der Schulbesuch nicht mehr als Pflicht, sondern als Highlight empfunden wurde. Das Schüler*innen-Lehrer*innenverhältnis hat sich in vielen Klassen nachhaltig verändert. Lehrende sind oft noch stärker zu Lernbegleiter*innen geworden.

Bestehende Probleme werden sichtbarer

Auch sind, wie in zahlreichen Artikeln diskutiert, viele bereits seit längerem bestehende Probleme im Bildungssystem und ein Innovationsstau bei der digitalen Bildung sichtbarer geworden. Spricht man mit Lehrer*innen aus verschiedenen Schulzweigen und Altersstufen, dann bekommt man einen kleinen Einblick, woran es hapert: keine einheitliche Endgeräte-Ausstattung auf Seiten der Schüler*innen, unterschiedliche Betreuungssituationen, fehlende adäquate digitale Lehrmaterialien sowie zu wenig Zeit und Kapazitäten den Lehrplan komplett umzusetzen. Hinzu kommt sowohl auf Seiten von Schüler*innen als auch Lehrer*innen die psychische Belastung, die mit der oft als diffus empfundenen Corona-Situation einhergeht und die nicht ignoriert werden kann.

Bildungsexpertin Saskia Ebel gibt einen Einblick in ihren Schulalltag

Saskia Ebel

Nun beginnen in den ersten Bundesländern die Sommerferien, Abschlusszeugnisse wurden ausgegeben und von Seiten der Politik kommen erste Ankündigung, dass fürs neue Schuljahr eine Rückkehr zum Regelunterricht angedacht ist. Zeit also, einmal inne zu halten und sich die letzten eineinhalb Monate genauer anzuschauen. Wir haben #excitingedu-Expertin Saskia Ebel, die an der beruflichen Walter-Eucken-Schule in Karlsruhe unterrichtet und für das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg in der Stabstelle Medienentwicklungsplanung tätig ist, gebeten, ihre Erfahrungen der letzten eineinhalb Monate mit uns zu teilen.

„Ich nehme die teilweise stattfindende Schulöffnung als doch positiv wahr. Nicht in Hinblick auf den Stoff, der zu vermitteln ist, sondern die Beziehungsarbeit hat doch sehr gelitten. Meine Schüler*innen, aber auch ich, haben uns sehr gefreut uns wiederzusehen und hatten viel Gesprächsbedarf, der über die Vermittlung von Fachkompetenz hinaus ging.

Die Beziehung zu den Schüler*innen hat sich positiv verändert

Ich bin positiv von der Struktur der Stundenpläne und der Organisation an meiner Schule überrascht, weil ich es mir sehr chaotisch vorgestellt habe, als ich hörte, wir öffnen wieder. Aber gerade unsere Schüler*nnen halten sich an alle Regeln, sind sehr bedacht und genießen die Zeit bei uns. Ich glaube die Beziehung zu meinen Schüler*innen hat sich positiv verändert, weil ich in einer Extremsituation offen, transparent und präsent war und ihnen auch ehrlich geschildert habe, dass es mir auch teilweise sehr schwer gefallen ist.“

In den nächsten Wochen sammeln wir weitere persönliche Erfahrung von Lehrenden und Schulleitungen aus den letzten Monaten. Wenn ihr mit uns und der #excitingedu Community eure Erfahrungen teilen wollt, kontaktiert uns gerne via Twitter oder Facebook.

Tobias Börner