KI in Schulen: Bedeutung, Herausforderungen, Risiken

KI in Schulen: Bedeutung, Herausforderungen, Risiken
24
Aug

Das Zeitalter der künstlichen Intelligenz (KI) hat begonnen. Sehen kann man dies bereits bei einem einfachen Blick auf die wertvollsten Unternehmen der Welt wie Amazon, Apple, Google oder Microsoft. Alle haben gemeinsam, dass sie gigantische Datensammelbecken sind. Diese Daten werden vor allem dazu verwendet, zunehmend potenter werdende neuronale Netzwerke zu trainieren.

Daten sind also der Schlüssel zur Automatisierung. Je mehr Daten zu Trainingszwecken zur Verfügung stehen, desto besser funktionieren die künstlichen neuronalen Netze – im Idealfall auch mit unbekannten Daten.

Texte von KI schreiben lassen

Ein besonders erstaunliches Ergebnis liefert GPT-3, das von der von Elon Musk mitgegründeten Firma OpenAI entwickelt wurde. Bei GPT-3 handelt es sich um ein fortgeschrittenes neuronales Netzwerk, das mit Milliarden von Dokumenten, Texten, Literatur und Daten aus dem gesamten Internet trainiert wurde. Die Kernaufgabe ist es, basierend auf einer Eingabe eine bestmögliche Vorhersage zu treffen.

Ein Beispiel: Sie schreiben in ein Texteingabefenster folgenden Satz: »Dieser sarkastische und ironische Text beschreibt die Risiken, die mit dem Einsatz von KI in Schulen verbunden sind.« GPT-3 setzt dann Ihren Text mit folgender Erweiterung fort: »… Schulen, die künstliche Intelligenz nutzen, setzen diese ein, um Kindern beim Lernen zu helfen, aber damit sind einige Risiken verbunden.

Wenn die KI zum Beispiel zu intelligent wird, könnte sie die Welt übernehmen.« Wir können uns jetzt darüber streiten, ob die Textausgabe wirklich ironisch oder sarkastisch ist. In jedem Fall erhalten wir aber eine thematisch passende Ausgabe mit einer Spur von Sarkasmus.

Bilder anhand von Texten generieren lassen

Im Bereich der Bildgenerierung gibt es ähnliche Fortschritte. Es ist möglich, anhand von kurzen Texteingaben komplette Landschaften und Bilder zu generieren. Gesichter, Haustiere und ganze Wohnungen können über Websites wie thisxdoesnotexist.com zufällig erschaffen werden. Die Bilder sind fotorealistisch und in der Mehrzahl der Fälle nicht mehr von echten Aufnahmen zu unterscheiden.

Welchen konkreten Nutzen gibt es von KI im Bildungsbereich?

Es gibt bereits heute schon einige Einsatzmöglichkeiten für KI in Schulen. Insgesamt bieten sich Chancen für die einfache und automatische sowie die interaktive Gestaltung von Lerninhalten.
Hier drei Beispiele:

  1. Schon heute ist es möglich, Bilder etwa für Schulpräsentationen und Websites künstlich zu generieren. Anstatt also Dutzende Einverständniserklärungen für die Veröffentlichung von Schülerfotos einzuholen und von Eltern unterschreiben zu lassen, können einfach Gesichter von Minderjährigen automatisch, kostenlos und ohne Urheberrecht generiert werden lassen. Diese Bilder können dann verwendet werden.
  2. Auch für »Schulvisionsseiten« lässt sich KI verwenden, etwa eine Textvorhersage-Software wie GPT-3. Mit wenigen Worten kann dort beschrieben werden, welches die Kernpunkte der Schulvision sein sollen. Anschließend wird beliebig viel Text generiert, der weiter geändert oder automatisch ergänzt werden kann. Ganz wunderbar funktioniert dies auch bei wenig konkreten Kompetenz- und Bildungskonzepten.
  3. Historische Personen können nach ihrer Meinung gefragt werden. Es gibt Websites, etwa writeholo.com, die sich auf Chatinteraktionen fokussieren und auf GPT-3-ähnlichen Netzen basieren. Mit der Texteingabe »Jesus, Ghandi und Hitler sitzen in einem Raum, ich stelle eine Reihe von Fragen an sie« werden diese »virtuellen geschichtlichen Personen« anschließend relativ treffende Antworten geben. Die neuronalen Netzwerke kennen die Literatur und die Aussagen aller geschichtlichen Personen. Dies kann für einen durchaus spannenden und lustigen Unterricht sorgen, wenn beispielsweise nach dem Sinn des Lebens oder nach Empfehlungen für die Urlaubsplanung gefragt wird.

 

Welche Risiken ergeben sich daraus?

Ein Hauptrisiko besteht in der Kontrolle von Aufgaben. Aktuell kopieren Schüler*innen oft einfach Texte aus dem Internet. Lehrkräfte merken das in den Fällen, in denen etwas mit der Sprache der Hausaufgabe nicht stimmt. Eine Maßnahme dagegen ist aktuell, dass Lehrkräfte bewusst spezielle Aufgaben geben, die man im Internet nicht findet. Etwa: »Schreibe einen Aufsatz über Supermärkte aus der Sicht von Goethe.«

Leider funktioniert das nicht bei KI-generierten Texten. Bereits heute ist es möglich, Texte maßgeschneidert und sogar in Schülersprache zu generieren. Die Lehrkraft hat anschließend keine Chance, das Plagiat zu entdecken. Zum heutigen Stand fehlt vielen Schüler*innen noch das Wissen und das Geld, um die entsprechenden KI-Eingabetools zu verwenden, aber das wird sicher nicht mehr lange so bleiben.

Ist die Schullandschaft auf KI vorbereitet?

Überhaupt nicht! Der sinnvolle Einsatz von KI bei Schulsoftware wird in Deutschland durch die hohen Datenschutzstandards deutlich gebremst. Hinzu kommt das Problem, dass der Schulmarkt in Deutschland aufgrund der vielen Bundesländer enorm fragmentiert ist. Die Entwicklung von Schulsoftware ist schlicht unrentabel. Die ersten Anwendungen kommen daher von großen Unternehmen wie Microsoft, die Modelle wie GPT-3 bereits in Outlook einbauen.

Damit wir in Deutschland dann nicht hinterherrennen in Sachen KI in Schulen, ist es wichtig, bereits jetzt Unternehmen aus dem Bereich Forschung und Entwicklung, Start-ups oder pädagogische Innovator*innen für die Entwicklung von KI-gestützter Bildungssoftware zu fördern. Nur so kann ein didaktisch orientierter Innovationsprozess mit Möglichkeiten zum Experimentieren angestoßen werden-

Martin Türck unterrichtet als Lehrkraft Wirtschaft und Politik an einer beruflichen Schule.