Demokratie üben: Die Juniorwahl

Demokratie üben: Die Juniorwahl
22
Jul

Während langsam einige Corona-Bestimmungen gelockert werden, bereitet sich die Politik auf die Bundestagswahlen im September vor. In knapp zwei Monaten wählen die Bundesbürger*innen ein neues Parlament und damit auch eine*n neue Kanzler*in.Der Wahlkampf ist in vollem Gange und macht auch vor den aktuellen Umweltkatastrophen in Deutschland nicht halt. 

Großes Politikinteresse bei Jugendlichen

Für viele Schüler*innen hat die kommende Wahl durchaus historische Aspekte. Denn die meisten von ihnen sind während Angela Merkels Kanzlerschaft aufgewachsen, haben also nie einen Regierungswechsel erlebt. Vielen Lehrenden ist diese Situation durchaus bekannt, vor allem wenn sie in der Ära Kohl groß geworden sind.

Zudem sind Jugendliche und junge Erwachsene so politisch interessiert und engagiert, wie lange nicht mehr. Dies zeigen nicht zuletzt die Ergebnisse der letzten Shell-Jugendstudie und die Popularität von Friday’s for Future. Gerade der Klimaschutz ist für junge Menschen ein zentrales Thema, dass durch die aktuellen Unwetterkatastrophen noch einmal an Relevanz gewonnen hat.

Aktive Demokratieförderung

Darüber hinaus gehören Wahlen zu den wichtigsten Momenten aktiver Demokratie und Mitbestimmung. Aufgrund des Wahlmindestalters können die meisten Schüler*innen die Ereignisse allerdings nur mitverfolgen, aber keinen Einfluss darauf nehmen. Wie kann man ihnen dennoch das Wählen samt der dazugehörenden Prozesse näherbringen?

Eine Möglichkeit ist die Juniorwahl. Das Projekt des gemeinnützigen und überparteilichen Vereins Kumulus e.V. existiert seit 1999 und hat sich der Demokratieförderung verschrieben. Die Juniorwahl kann im Rahmen Von Landtags-, Bundestags- und Europawahlen an Schulen durchgeführt werden. In diesem Herbst stehen neben der Bundestagswahl auch Juniorwahlen für die Landtage in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und das Berliner Abgeordnetenhaus an.

Die Juniorwahl richtet sich an Schüler*innen weiterführender Schulen ab der siebten Jahrgangsstufe. Sie unterstützt Lehrende dabei, eine möglichst realitätsnahe Wahlsimulation an ihrer Schule zu organisieren. Die Anzahl der Teilnehmenden ist flexibel; von Projektgruppen über Klassenverbänden bis hin zu ganzen Jahrgangsstufen und kompletten Schulen.

Von der Vorbereitung zum Wahlakt

Zur Vorbereitung und Durchführung erhalten Schulen ein Unterrichtspaket, das auf die aktuell anstehenden Wahlen hin ausgerichtet ist und verschiedene Schwierigkeitsstufen, je nach Jahrgang, enthält. Mit Hilfe von Unterrichtsbüchern und Arbeitsblättern können Lehrende ihre Schüler*innen im ersten Schritt auf die Wahlen vorbereiten. Dabei werden Themen wie das deutsche Parteiensystem und die parlamentarische Demokratie adressiert.

Im zweiten Schritt wird der Wahlakt selbst simuliert. Dieser wird mit Unterstützung der Lehrkräfte durch die Schüler*innen selbst organisiert. Sie bilden unter anderem den Wahlvorstand, führen ein Wählerregister, versenden Wahlbenachrichtigungen und können mit realgetreuen Wahlzetteln an einem festen Termin den Wahlakt vollziehen. Bei den Kandidat*innen auf den Wahllisten handelt es sich jeweils um die real zur Abstimmung stehenden Politiker*innen im Wahlkreis der Schule.

DSGVO-konforme Online-Abstimmung

Damit auch in Pandemiezeiten sicher gewählt werden kann, ist die Abstimmung auch online möglich. Mithilfe individueller, anonymisierter Logins, können die Schüler*innen DSGVO-konform per Smartphone, Tablet oder PC ihre Stimme abgeben.

Die bundesweiten Ergebnisse der Juniorwahl werden am Wahlsonntag um 18 Uhr öffentlich bekanntgegeben. Teilnehmende Schulen können ihre Ergebnisse innerhalb der Schule selbst kommunizieren. Die Wahlergebnisse können im Rahmen des Unterrichts diskutiert und ausgewertet werden. Auch eine grafische Darstellung bietet sich an.

Die Juniorwahl erfreut sich hoher Popularität

Das Projekt hat sich in den letzten Jahren als außerordentlich beliebt erwiesen. Bei der Juniorwahl zu Europawahl im Jahr 2019 nahmen 2.760 Schulen teil. Seit der ersten Juniorwahl haben mehr als 3,8 Millionen Schüler*innen daran teilgenommen.

Neben der großen Popularität konnte das gemeinnützige Projekt auch eine Reihe an Förder*innen und Unterstützer*innen für sich gewinnen. Darunter das Bildungsministerium und die Bundeszentrale für politische Bildung.

Zur Website des Projekts geht es hier.