Französisch 2.0 – blätterst du noch oder klickst du schon?

Französisch 2.0 – blätterst du noch oder klickst du schon?
25
Okt

Digitale Medien sind aus dem Alltag von Schülern nicht mehr wegzudenken, auch die Diskussion über deren Sinnhaftigkeit, Intensität etc. im Unterricht ist von allen Seiten mit sämtlichen Argumenten geführt. Praktisch jedes Unterrichtsfach bietet genügend Anknüpfungspunkte für elektronische Lern-Inputs. Ohne eine Grundsatzdiskussion bzgl. G8 oder G9 lostreten zu wollen: in vielen Gesprächen mit anderen Schulen taucht(e) immer wieder ein Problemfeld auf: eine zu hohe Anzahl von Schülern, die nach dem ersten oder zweiten Lernjahr der zweiten Fremdsprache das Gymnasium verlassen müssen – sehr oft wegen genau dieser.

Können Apps SchülerInnen helfen Hürden im Fremdsprachenunterricht zu überwinden?

Wie kann man aus Lehrersicht diesem Trend entgegensteuern? Wie kann man konkret Schüler unterstützen, die innerhalb von zwei Schuljahren zwei neue Fremdsprachen beginnen? Dass der Lernstoff insgesamt umso besser sitzt, je mehrkanaliger er rezipiert wird, ist kein Geheimnis. Natürlich hat sich in der Didaktik und bei den Unterrichtsformen einiges getan; immer noch relativ neu ist jedoch der Einsatz von Apps im Unterricht. Dabei soll nicht ein Übertragen von wesentlicher Stoffvermittlung auf die elektronischen Assistenten erfolgen – spätestens seit John Hattie weiß man, dass auch der intensive Einsatz modernster Technik kein Garant für schulischen Erfolg ist – sondern Apps sollen unterstützend und wohl dosiert eingesetzt werden – im Idealfall auch von den Schülern in Form von mobilem Lernen oder daheim als zusätzliche Komponente genutzt werden.

Die Praxisrelevanz vieler Fremdsprachen-Apps lässt zu wünschen übrig

Ebenso unübersichtlich wie Internetinhalte ist mittlerweile der Markt für Fremdsprachen-Apps geworden: kostenlos, kostenpflichtig, als Basis- und Premiumversion, mit / ohne Werbung, reine Vokabeltrainer, bloße Grammatiktrainer etc. Grundsätzlich ist jede neue Art von Software zu begrüßen; die Praxisrelevanz lässt aber häufig zu wünschen übrig. Selbst Testsieger-Apps wie Duolingo zielen nicht auf jugendliche Lerner ab, sondern – aufgrund des dahinterliegenden Prinzips der Schwarmintelligenz – auf maximalen Lerngewinn in ökonomischem Zeitaufwand. Ansonsten gibt es beinahe unzählige Mini-Apps mit Einzel-Features. Diese sind zwar i.d.R. durchaus nett umgesetzt (z.B. Wortfelder wie les fruits etc. oder Kreuzworträtsel mit begrenztem Wortschatz), aber soll sich ein Französischlernender deswegen eine Unzahl von Anwendungen besorgen / installieren, nur um punktuell elektronisch üben zu können? Nur weil durch digitale Medien eine modernere und attraktivere Darbietung möglich ist, sind diese nicht zwingend besser als analoge Medien oder gar den Aufwand bzw. die Kosten wert.

LearningApps können an die Bedingungen im eigenen Unterricht angepasst werden

Eine sehr attraktive Möglichkeit, Apps im Fremdsprachenunterricht (und in vielen anderen Fächern) einzusetzen, sind die App-Templates unter learningapps.org. Dort kann man sich ähnlich einem Content Mangament System aus thematisch bzw. strukturell vorgegebenen Bausteinen in kurzer Zeit optisch ansprechende Online-Apps zusammenbasteln, eine Art Hot Potatoes 3.0.

Über den Workshop

Im Workshop wird der Markt der Fremdsprachen-Apps kritisch in den Blick genommen. Es werden einzelne Apps vorgestellt und Vor- und Nachteile bestehender Lösungsangebote vor dem Hintergrund unterschiedlicher Lernsituationen mit den Teilnehmern diskutiert. Dies geschieht im Kontext der übergeordneten Frage, welche Anforderungen Fremdsprachen-Apps erfüllen müssen, um einen echten Mehrwert für das Lehren und Lernen von Fremdsprachen zu leisten. Es soll eine Diskussion angestoßen werden über eigene Erfahrungen von Lehrkräften mit Apps / digitalisierten Inhalten, also von den Fachleuten „an der Front“ (die im Gegensatz zu professionellen App-Herstellern genau wissen, was Sie gerne einsetzen würden). Der Teilgeber beschäftigt sich selbst mit dem Programmieren von Fremdsprachen-Apps und verfügt entsprechend über ein hohes Problembewusstsein in Hinsicht auf die Herausforderung, Technik und Inhalte sinnvoll miteinander zu verbinden und auf das Gerüst bestehender Lehrpläne hin anzupassen.

Über den Teilgeber

Markus Rauscher ist seit 2001 Lehrer und unterrichtet die Fächer Englisch, Französisch und Informatik, seit 2005 am oberbayerischen Gymnasium Waldkraiburg. Schon immer gilt sein Interesse dem Einsatz digitaler Medien im Fremdsprachenunterricht, u.a. mit Moodle, mebis, Hot Potatoes, Musikvideoclips, div. Flash-Animationen etc. Im Fremdsprachenunterricht nutzt er gerne – wo sinnvoll – Apps „to go“, Tools zum Erstellen von Apps oder seit kurzem die eigene Französich-App, die auch in Zukunft noch weiterentwickelt werden soll und im Workshop vorgestellt wird.