Digitale Bildung, digitale Räume? Das Klassenzimmer in Zeiten der Digitalisierung

Digitale Bildung, digitale Räume? Das Klassenzimmer in Zeiten der Digitalisierung
11
Okt

Kaum ein Tag vergeht, an dem es keine Neuigkeiten zur digitalen Bildung und artverwandten Themen gibt. Ob Studien zum aktuellen Fortschritt, Bildungspläne oder Lehrkonzepte – die Debatte ist in vollem Gang. Doch welche Auswirkungen hat die Digitalisierung eigentlich auf den Raum, in dem der Unterricht stattfindet?

Das Klassenzimmer fungiert – neben Eltern und Lehrern sowie Gleichaltrigen – als „der dritte Pädagoge“; so formulierte es schon der italienische Erziehungswissenschaftler Loris Malaguzzi in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts. Nicht nur das „wie“ ist bei der Wissensvermittlung von großer Bedeutung, auch das „wo“ spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Das digitale Klassenzimmer

Dennoch wird auf den Raum als solchen in den wenigsten Debattenbeiträgen und Konzepten eingegangen. Zwar stößt man immer wieder auf die Formulierung „Digitales Klassenzimmer“, allerdings fast exklusiv im Kontext der An- und Verwendung digitaler Bildungsmedien und Endgeräte. Das eigentliche Klassenzimmer findet kaum Erwähnung. Taucht es doch einmal auf, dann meist im Rahmen von Forderungen nach einer besseren technischen Infrastruktur oder Konzepten zu virtuellen Lernumgebungen. Dabei handelt es sich doch um den primären Lernort, an dem die alltägliche Wissensvermittlung stattfindet.

Die Gesellschaft spiegelt sich im Raum

Mit gesellschaftlichen Veränderungen verändert sich auch das Klassenzimmer. Die im Boden verankerten Pulte des 19. Jahrhunderts sind den Tischen, die Bänke den einzelnen Stühlen gewichen. Tafel und Kreide sind immer noch weit verbreitet, werden aber nach und nach von digitalen Whiteboards und Beamern ersetzt. Die feste Position der Tafel und des Lehrendenschreibtischs diktieren dennoch implizit eine gewisse Form des Lernens: den Frontalunterricht. Variationen sind meist schwer umzusetzen.

Konzepte und Bedingungen

In den letzten Jahren wurde eine ganze Reihe neuer Raumkonzepte entwickelt, die häufig im Rahmen von Um- oder Neubauten umgesetzt wurden. Oft wird der Raum zu einer „Landschaft“, die aus verschiedenen Bereichen – etwa Einzelarbeitsplätzen, einer kleinen Bibliothek oder Gruppen-Separees – bestehen. Vielen Kommunen fehlt allerdings das Geld für solch kostenintensive Investitionen. Sie müssen mit übersichtlichen Budgets bestehende Räume umrüsten. Dafür müssen zuerst die Bedingungen geklärt werden, die es für den Einsatz digitaler Lernmedien zu erfüllen gilt. Hierzu gehören unter anderem Breitbandinternetanschlüsse und stabile WLAN-Netzwerke, eine ausreichende Anzahl an Steckdosen, Beamer und / oder Whiteboards und flexibles Mobiliar.

Flexibilität steht im Mittelpunkt

Letzteres mag im ersten Moment verwundern, ist aber für moderne Klassenzimmer besonders wichtig, da sie mehrere Lernszenarien ermöglichen sollen: Gruppenarbeiten, Einzelarbeit, Partnerarbeit und das Lernen im Klassenverbund. Der Raum muss also schnell und einfach an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden können. Hierzu eignen sich vor allem Tische, Stühle und Trennwände mit geringem Gewicht und Rollen, wie sie bereits bei vielen Schulmöbelherstellern verfügbar sind. Auch transportable Whiteboards und nachrüstbare, kabellose Präsentationssysteme, die über Bluetooth und WiFi von allen Schülern genutzt werden können, sind sinnvolle Ergänzungen, die den Lernort individuell nutzbar zu machen.

Haltung bewahren

Egal, ob die Lernenden Laptops, Tablets oder Smartphones nutzen, sie sollten dabei immer eine ergonomisch einwandfreie Haltung einnehmen können. Mit der Verbreitung von Smartphones haben die Haltungsprobleme von Jugendlichen zugenommen; wer vor einem Laptop sitzt, nimmt eine andere Haltung ein als ein Tablet-Nutzer. Bedeutet im alltäglichen Schulbetrieb: Tische – und vor allem – Stühle müssen sehr variabel und stufenlos einstellbar sein, um Haltungsschäden vorzubeugen und eine konzentrierte Arbeitsposition zu ermöglichen.

Ein Blick in die Zukunft

Technische Entwicklungen wie Augmented und Virtual Reality werden das Klassenzimmer in der Zukunft noch mehr verändern. Umso wichtiger ist es also den Raum als solchen immer neu zu überdenken.