Virtuell und doch ganz real: Der Einsatz von Labster im Unterricht

Virtuell und doch ganz real: Der Einsatz von Labster im Unterricht
21
Feb

Labster ist ein Computerprogramm, das Schüler*innen realistische Laborerfahrungen in einer virtuellen Umgebung ermöglicht. Durch computerspielartige Simulationen werden die Schüler*innen in die Lage versetzt, wissenschaftliche Experimente und Versuche detailliert durchzuführen, ganz ohne die Limitierungen.

Schüler*innen, gekleidet in weiße Kittel und mit Laborbrillen ausgestattet, gehören zur klassischen Unterrichtsvorstellung in den MINT-Fächern. Experimente und Laborversuche sind ein wichtiger Teil des naturwissenschaftlichen Unterrichts. Kein Wunder, denn angeleitet oder sogar selbstständig Experimente durchzuführen und selbst auszuprobieren, was im Vorfeld theoretisch gelehrt wurde, sorgt für ein tiefgehendes Verständnis und einen langfristigen Wissensgewinn. Doch nicht jedes Versuchslabor an jeder Schule bietet dafür optimale Voraussetzungen.

Alternative Laborsimulation

Eine hilfreiche Alternative zu klassischen Schulversuchen bietet Labster mit seinen anspruchsvollen und vielseitigen Laborsimulationen, die den Schüler*innen mit modernen digitalen Mitteln eigenverantwortliches, flexibles, multilinguales Lernen ermöglichen und dabei durch ihre Barrierefreiheit auch inklusiven Unterricht fördern. Darüber hinaus kann Labster Schüler*innen den Zugang zu Laborexperimenten ermöglichen, auch wenn sie zu Hause lernen und keinen Zutritt zu physischen Laboren haben.

Simulationen für den Unterricht

Wurde die Nutzungslizenz für Labster erworben, ist die Handhabung einfach: Über Zugangslinks können sich die Schüler*innen mithilfe von Nutzerkonten anmelden und haben dann Zugang zu einer Vielzahl von Simulationen. Wird die im Unterricht zu bearbeitende Simulation gestartet, führt ein virtueller Assistent die Schüler*innen durch die Aufgaben und leistet Unterstützung, wenn Schwierigkeiten auftreten.

Für Lehrkräfte besonders interessant ist die Korrektur- und Bewertungsfunktion der abgeschlossenen Simulationen. Dadurch können die Arbeitsstände und Fortschritte der Schüler*innen verfolgt und beurteilt werden. So eignet sich Labster als Unterrichtsmittel sowohl in Lern- als auch in Leistungssituationen.

Wie kann die Software konkret eingesetzt werden?

Die vielen Vorzüge von Labster sprechen eindeutig für die Software. Doch wie schlägt sie sich in der Unterrichtspraxis und wie kann Labster eingesetzt werden? Durch unterschiedliche Studien belegt sind die lernförderlichen Auswirkungen der Verbindung von traditionellem Unterricht und der Nutzung digitaler Unterrichtstools wie Labster beispielsweise in Bezug auf relevante Aspekte wie Motivation, Interesse und Selbstwirksamkeit.

Schüler*innen können also durchaus von der Nutzung virtueller Labore profitieren, wenn sie richtig eingesetzt werden. Seinen Platz findet Labster dank seines flexiblen Aufbaus an unterschiedlichen Stellen im Unterrichtsgeschehen. So können die Laborsimulationen sowohl zur Unterrichtsvorbereitung der Lehrkräfte dienen, als auch direkt im Unterricht zur Einführung neuer Stoffinhalte oder zur Vorbereitung auf echte Labortätigkeiten als eine Art Trockenübung verwendet werden. Auch als Form der Wiederholung, als Hausaufgabe oder zur Prüfungsvorbereitung können die Simulationen genutzt werden.

Die Einbringung in den alltäglichen Fachunterricht ist dabei genauso möglich wie die gezielte Verwendung in Projekten und fachübergreifenden Lernsituationen.

Großer Vorteil: Barrierefreiheit

Labster bietet auch die Möglichkeit, die Inklusion im naturwissenschaftlichen Unterricht zu verbessern. Aufgrund der virtuellen Umgebung sind Schüler*innen mit körperlichen Beeinträchtigungen in ihrer Teilnahme nicht eingeschränkt. Die Informationen im Programm sind sowohl in auditiver als auch in Textform verfügbar, um den Zugang zu Informationen zu erleichtern.

Darüber hinaus bietet das Programm Zugang zu Theorieseiten, die dabei helfen, die unterschiedlichen Vorkenntnisse der Lernenden zu einem Thema auszugleichen. Und schließlich sind die Simulationen in verschiedenen Sprachen verfügbar, so können einerseits Schüler*innen damit arbeiten, die keine deutschen Muttersprachler*innen sind, oder Schüler*innen, die eine neue Herausforderung suchen.

Vor- und Nachteile von Labster im schulischen Kontext

Vorteile:

  • Die Nutzung von digitalen Unterrichtstools kann individuell zur Steigerung der Motivation, des Interesses und des Selbstwirksamkeitsempfindens der Schüler*innen beitragen.
  • Es kommt zur Förderung von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Lernmethoden und damit verbundenen Tätigkeiten.
  • Labster ist unabhängig von Ort und Zeit und unabhängig von limitierenden Faktoren (Geld, Platz etc.) nutzbar.

Nachteile:

  • Die Nutzung der Software ist kostenpflichtig und kann zumindest zu Beginn zeitaufwendiger als herkömmlicher Unterricht sein.
  • Die technischen und datenschutzrechtlichen Vorgaben müssen erfüllt sein.
  • Eine Passung der Simulationen in den Lehrplan ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht garantiert, da die Software nicht für den deutschen Schulunterricht konzipiert wurde.

 

Stefanie Hertwig ist Lehramtsstudentin der Fächer Biologie und Deutsch an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und hat für ihre Abschlussarbeit zum Thema Labster geforscht.

Dr. Elizabeth Watts ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Kassel im Fachgebiet Didaktik der Biologie. Der Schwerpunkt ihrer Forschung und Arbeit liegt auf Gerechtigkeit und Inklusion im naturwissenschaftlichen Unterricht.