Diversität an Schulen: Das Projekt Vielfalt entfalten

Diversität an Schulen: Das Projekt Vielfalt entfalten
24
Feb

Die Themen Diversität und Vielfalt sind in den letzten Jahren gesamtgesellschaftlich ins Zentrum gerückt. Und das zurecht. Ein demokratischer Staat, der seinen Bürger*innen auf dem Papier dieselben Chancen und Möglichkeiten eröffnen möchte, muss die bestehende Vielfalt adressieren.

Dabei geht es nicht, wie von Gegner*innen gern behauptet, darum, einzelne Gruppen zu bevorzugen. Vielmehr liegt der Fokus darauf, gegen die bestehenden offenen und strukturellen Diskriminierungen marginalisierter Minderheiten vorzugehen und deren Rechte sicherzustellen.

Schulen als zentrale Orte der Diversitätserfahrung

Hier geraten gerade Schulen in den Fokus. Denn hier sollen Werte wie Gleichberechtigung und Respekt vermittelt werden. Und gerade hier machen marginalisierte Minderheiten leider häufig ihre ersten Diskriminierungserfahrungen. Seien es beispielsweise Kommentare seitens der Lehrkräfte hinsichtlich eines nicht-deutschen Namens oder einer anderen Hautfarbe oder Ausgrenzungen innerhalb der Schüler*innenschaft.

Hier setzt das Projekt „Vielfalt entfalten – Gemeinsam für starke Schulen“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung sowie der Stiftung Mercator an. Deren selbsternanntes Ziel ist es, dass „wertschätzendes Lernen alltäglich ist – unabhängig von Herkunft, Lebenssituation und Identität.“ Denn gerade Kinder und Jugendliche mit Migrationsgeschichte und „schwachem“ sozioökonomischen Status erführen an Schulen eine stärkere Ungleichbehandlung.

Adressierung der Strukturebene

Das Projekt adressiert Schulen, Bildungsverwaltungen und Institutionen der Lehrkräftebildung in (bisher) vier Bundesländern (Brandenburg, Hamburg, Sachsen, Schleswig-Holstein). Diversitätsansätze sollen an Alltagserfahrungen und -praxis reflektiert und trainiert werden, um Haltungen und Handlungsmuster zu entwickeln. Ferner werden im Rahmen von Netzwerktreffen Trainings sowie der Austausch mit anderen Schulen angeboten.

Zudem gibt es ein Netzwerk aus 100 Multiplikator:innen der Beratungs- und Unterstützungssysteme der Schulen und der Lehrkräftebildung, die in eigenen Formaten daran arbeiten, die Förderung diversitätssensibler Schulentwicklung im Gesamtsystem zu stärken.

Vielfältige Austauschformate

„Vielfalt entfalten“ hat vier verschiedene Austauschformate entwickelt:

  • Diversity-Werkstätten
  • Netzwerktreffen
  • Internationale Hospitationsreisen
  • Fachtage

In Ersteren werden konkrete Strategien entwickelt, mit deren Hilfen es Schulen ermöglicht werden soll, eine chancengerechteres Umfeld zu gestalten. Die Netzwerktreffen dienen hingegen stärker dem Erfahrungsaustausch zwischen den beteiligten Schulen bzw. den dort für den Themenkomplex zuständigen Personen.

Die Hospitationsreisen ermöglichen es, verschiedene Diversitäts- und Vielfaltsansätze an verschiedenen europäischen Schulen kennenzulernen. Die Fachtage sind wiederum sowohl Schulleitungen, Lehrenden, Institutionen der Lehrendenbildung als auch der interessierten Öffentlichkeit offen. Sie sollen zum kritischen Austausch anregen und bieten wissenschaftliche Einblicke. Zu einzelnen Veranstaltungen gibt es ferner Artikel sowie YouTube-Videos in denen diese noch einmal angesehen werden können.

Darüber hinaus werden innerhalb der Sektion „Praxiseinblicke“ die Erfahrungen verschiedener Schulen samt deren Herangehensweisen an das Themenfeld vorgestellt.

Nicht näher definierter Diversitätsbegriff

Zwar stehen Diversität und Vielfalt im Zentrum des Projekts, eine genauere Definition beider Begriffe wird allerdings nicht vorgenommen. Dies ist bedauerlich, da die Anfangs erwähnten Merkmale „Migrationsgeschichte“ und „schwacher sozioökonomischer Status“ wichtig sind, es sich hierbei aber keineswegs um die einzigen Diversitätsfaktoren.

Gerade aktuell stark debattierte Faktoren wie etwa sexuelle und geschlechtliche Identität, Fluchterfahrung oder etwa physische und psychische Einschränkungen werden bisher nicht erwähnt. Zwar legen die Beteiligten in einem Video ihre Sichtweisen auf den Themenkomplex dar. Dennoch bleiben sie insgesamt eher auf einer Metaebene.

Es ist natürlich wahrscheinlich, dass die unterschiedlichen Diversitätsfaktoren und Marginalisierungsmarker, welche damit adressiert werden sollen, ausführlich in den Workshops und Begegnungsformaten Erwähnung finden.