Seit nunmehr einem Monat wird die Ukraine von Russland angegriffen. Der Krieg hat die politische und gesellschaftliche Lage in ganz Europa verändert. Täglich wird vom Leid der Bevölkerung, dem Schicksal von Geflüchteten und den Reaktionen der internationalen Politik berichtet. Die Auswirkungen sind aber auch indirekt spürbar: Höhere Benzin- und Gaspreise sorgen zusammen mit einer ohnehin hohen Inflation für Ängste und Unsicherheiten.
All dies geht natürlich auch an Schüler*innen nicht vorbei. Ihr Gesprächs- und Informationsbedarf ist hoch. Das Thema zu groß, zu wichtig, zu einschneidend, um es nicht im Unterricht zu thematisieren. Doch wo anfangen? Welche Fächer eignen sich besonders dazu? Und welche Quellen und Materialien helfen dabei? Ein Versuch, einige Dinge zu ordnen:
Perspektive unterschiedlicher Fächer nutzen
Diese Frage mag zunächst fast zynisch erscheinen, wirkt das Thema doch zu groß, um es der Fächerlogik zu unterwerfen. Dennoch können verschiedene Fächer unterschiedliche Perspektiven auf die aktuelle Situation geben. Da ist zum einen der Politik-und-Wirtschafts-Unterricht, der die Aggressionen Russlands, deren Implikationen sowie die politische Lage in der Ukraine und die wirtschaftlichen Sanktionen kontextualisieren kann.
In Geschichte lässt sich die Historie des Konflikts beleuchten. Hierzu kann auf Material zur Sowjetunion und deren Ende zurückgegriffen werden. Aber auch auf aktuellere Entwicklungen, etwa auf die ukrainische Maidan-Revolution in den Jahren 2013 und 2014. Auch der Erdkundeunterricht eröffnet mit seinem Blick auf die geografische Lage der Ukraine, ihre Beschaffenheit sowie ihre Nachbarstaaten wichtige Erkenntnisse über die aktuelle Lage.
Medienkompetenz im Mittelpunkt
Darüber hinaus gilt es zu bedenken, dass die meisten Schüler*innen medial stark mit Bildern des Krieges konfrontiert sind. Berichte, Videos, Bilder sind auf den Social-Media-Plattformen als auch im Fernsehen sehr präsent. Deren Einordnung fällt häufig schwierig. Je nach Altersstufe ist es daher sinnvoll, anhand einzelner Beispiele und Nachfragen auf das Thema Medienkompetenz einzugehen.
Welche Quellen sind verlässlich? Bei welchen Inhalten handelt es sich um Propaganda? Woran kann man dies erkennen? Diese Fragen sind nicht neu, es gibt hierzu bereits mannigfaltige Unterrichtsunterlagen, die sich auf die aktuelle Situation anwenden lassen. Kriege werden heutzutage immer auch digital geführt. Daher müssen die Implikationen für den eigenen Umgang mit digitalen Medien thematisiert werden.
Sorgen und Ängsten Raum geben
Die Allgegenwart von Bildern und Informationen kann Schüler*innen verunsichern. Zumal die Belastungslage für viele nach zwei Jahren Coronapandemie ohnehin hoch ist. Daher sollte gerade diesen Sorgen und Ängsten Raum gegeben werden. Es kann diskutiert werden – wenn die Lernenden dies möchten – wie die Situation den persönlichen Alltag beeinflusst.
Dabei gilt es auch, Stigmatisierungen zu vermeiden. Russischstämmige Schüler*innen erfahren derzeit ein mitunter hohes Maß an Anfeindungen und Diskriminierung. Ukrainischstämmige Lernende werden oft unfreiwillig zum Mittelpunkt gemacht, um Informationen „aus erster Hand“ zu erfahren. Beides gilt es zu verhindern. Auch kursiert im Netz der Vorschlag, Lehrende könnten die Schüler*innenschaft fragen, wer schon Erfahrung mit Krieg hat. Dieses Vorgehen ist allerdings zweifelhaft, birgt es doch die Gefahr der Stigmatisierung und der (Re-)Traumatisierung.
Quellen und Unterrichtsmaterial
Inzwischen gibt es eine Reihe an verlässlichen Quellen zum Krieg in der Ukraine, auf die zurückgegriffen werden kann. Das ZDF klärt beispielweise in logo!, seiner Nachrichtendung für Kinder, fortlaufend über die Lage und neue Entwicklungen auf. Die Bundeszentrale für politische Bildung stellt im Rahmen ihres Schulformats „Politikstunde“ derzeit vier Folgen zur Verfügung, die sich unter anderem der Geschichte und Gegenwart der Ukraine widmen. Darüber hinaus bietet auch der Bildungsserver eine Reihe an Unterrichtsmaterialien an.