Im internationalen Vergleich ist Deutschland immer noch das Schlusslicht beim Einsatz von digitalen Medien im Unterricht. In Baden-Württemberg soll sich das nun ändern: Im Rahmen eines groß angelegten Schulversuches haben das Kultusministerium und die Schulträger rund 40 Schulen mit Tablets ausgestattet. Insgesamt 5.400 Schüler und Schülerinnen erhalten ein persönliches Tablet, das sie sogar mit nach Hause nehmen dürfen. So soll der Einsatz und das Potenzial von Tablets im Unterricht getestet werden.
Medien im Unterricht: Entwicklungspotenzial für den Bildungsbereich
In Ländern wie Schweden, Estland und Lettland werden die neuen Medien im Unterricht bereits flächendeckend eingesetzt und auch in Thailand, der Türkei und den USA sind Tablets in der Schule keine Seltenheit mehr. In Deutschland hingegen nutzen nur vereinzelte Schulen die neue Technik. Umso wichtiger ist das Vorreiterprojekt aus Baden-Württemberg, das vom Kultusministerium und den Schulträgern mit insgesamt 4,5 Millionen Euro finanziert wird.
„Digitale Medien prägen und verändern das Leben in unserer Gesellschaft in immer stärkerem Maße und bieten gerade für den Bildungsbereich enormes Entwicklungspotenzial. Mit dem Tablet-Projekt möchten wir Erfahrungen sammeln, wie sich moderne Technik und moderne pädagogische Konzepte so miteinander verknüpfen lassen, dass die jungen Menschen an unseren Schulen maximal profitieren“, erklärt Andreas Stoch, Kultusminister von Baden-Württembergs.
Grundlage für flächendeckenden Einsatz von Tablets im Unterricht
Bisher ist das Tablet-Projekt aus Baden-Württemberg auf eine Dauer von fünf Jahren beschränkt. Doch die Erfahrungen, die damit gesammelt werden, sind richtungsweisend für die Zukunft. So erklärt Gudrun Heute-Bluhm, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags, das Projekt könne Schule machen und von anderen Bundesländern kopiert werden. „Wir begrüßen und unterstützen daher diesen Schulversuch. Er soll auch die Grundlage für eine generelle Verständigung zwischen Land und Kommunen zum Tableteinsatz an Schulen schaffen.“
Auch der Hauptgeschäftsführer des Landkreistags, Prof. Eberhard Trumpp, ist sich sicher, dass die Tablets in der Schule eine immer größere Rolle spielen werden. „Wir müssen unsere Schüler auf die digitalisierte Arbeitswelt vorbereiten – gerade auch an beruflichen Schulen. Der jetzt anlaufende Schulversuch zum Einsatz von Tablets ist insoweit der richtige Ansatz, den es – mit gesicherter Finanzierung – weiterzuverfolgen gilt.“
Lernprozesse weiterentwickeln mit Tablets im Unterricht
Allein mit der Anschaffung von neuen Tablets lässt sich der Unterricht jedoch nicht modernisieren. Um die digitalen Medien im Unterricht auch richtig einzusetzen und ihr Potenzial voll auszuschöpfen, werden vor allem neue pädagogische Konzepte benötigt. Ein Großteil der insgesamt rund 4,5 Millionen Euro, die für das Projekt vorgesehen sind, fließt deshalb in die Fortbildung der Lehrkräfte. Unterstützt wird das Tablet-Projekt dabei vom Landesinstitut für Schulentwicklung und der Universität Hamburg. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage, wie Lernprozesse an die mobilen Endgeräte angepasst werden können und wie man die Tablets im Unterricht nutzt, um die individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern zu unterstützen.
An dem Tablet-Projekt ist außerdem eine Expertengruppe des Kultusministeriums beteiligt, die sich um die technische Seite des Projekts kümmert. Netzwerkspezialisten, IT-Fachleute und Datenschutzbeauftragte der Expertengruppe verbinden die Geräte mit dem Schulnetzwerk, achten auf die Einhaltung der Datenschutzvorgaben und speichern die Taten der Schülerinnen und Schüler sowie des Lehrkörpers.
An diesen Schulen startet das Tablet-Projekt
Teilnehmende Schulen der ersten und zweiten Runde nach Regierungspräsidien:
Start im Schuljahr 2015/2016 |
Start im Schuljahr 2016/2017 | |
RP Stuttgart |
Technische Hochschule Heidenheim |
Gewerbliche Schule |
Andreas-Schneider-Schule Heilbronn |
Kaufmännische Schule Tauberbischofsheim |
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Gottlieb-Daimler-Schule II Sindelfingen |
Mildred-Scheel-Schule Böblingen |
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RP Karlsruhe |
Heinrich-Schickhardt-Schule |
Josef-Durler-Schule Rastatt |
Handelslehranstalt Bühl |
Frankenlandschule Walldürn |
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Carl-Bosch-Schule Heidelberg |
Helene-Lange-Schule |
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BK: Max-Hachenburg-Schule Mannheim |
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RP Freiburg
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Berufliches Schulzentrum Waldkirch |
Gewerbliche Schulen Waldshut |
Hohentwiel-Gewerbeschule Singen |
Hans-Thoma-Schule Titisee-Neustadt |
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Haus- und Landwirtschaftliche Schulen Offenburg |
Kaufmännische Schule Lörrach |
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RP Tübingen |
Ludwig-Erhard-Schule Sigmaringen |
Robert-Bosch-Schule Ulm |
Valckenburgschule Ulm |
Droste-Hülshoff-Schule Friedrichshafen |
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Gewerbliche Schule Ehingen |
Walther-Groz-Schule Albstadt |
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BK: Elektronikschule Tettnang |
Die Schulen der dritten Runde wurden noch nicht ausgewählt.
So können Schulen an dem Pilotprojekt teilnehmen
Schulen in Baden-Württemberg können sich noch für eine Teilnahme an dem Pilotprojekt bewerben, um ebenfalls Tablets im Unterricht zu nutzen. Zielvorgabe der Ausschreibung ist ein durchgängiger Einsatz der Tablets, das heißt, dass die Tablets unterbrechungsfrei in der Schule sowie zu Hause zur Verfügung stehen sollen. Unterrichtsbeispiele werden auf der Seite www.tabletbs.de hochgeladen. Im Hinblick auf das angestrebte pädagogische Konzept gibt es allerdings keine verbindlichen Vorgaben. Darüber hinaus werden verschiedene Workshops zur Weiterbildung angeboten, um die Tablets effizient in den Unterricht zu integrieren. Weitere Informationen sind auf dem Landesbildungsserver Baden-Württemberg bereitgestellt.
Mit Material von Kultusministerium Baden-Württemberg