Schule365: der einfache Einsatz digitaler Medien im Unterricht ohne Administratoren-Kenntnisse

Schule365: der einfache Einsatz digitaler Medien im Unterricht ohne Administratoren-Kenntnisse
28
Okt

Lernplattform, Computer, Tablets. Windows 7, Windows 8, iOS und Android. Ein Dschungel an Apps für jeden pädagogischen Zweck. Die Ansprüche an eine Lehrkraft beim Einsatz digitaler Geräte im Unterricht scheinen zu hoch; man verliert sich im Dschungel der Möglichkeiten.Das Eduard-Spranger-Gymnasium in Filderstadt vereinfacht mit Schule365 die Anforderungen an ihre Lehrkräfte und überwindet Berührungsängste mit digitalen Medien.

Deutschland in beinahe allen Belangen unter dem Durchschnitt

Im Jahr 2013 erfasste die internationale Vergleichsstudie „ICILS“ die Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern der achten Klasse. Außer in der Kategorie „Providing References to Internet Sources“, erreichte Deutschland in allen Abfragen ein Ergebnis, das unter dem Durchschnitt aller Länder lag. Die Medienkompetenz unserer Schüler liegt in vielen Bereichen über zehn Prozent unter dem Mittelwert.

Ursache scheinen höhere Berührungsängste und Sorgen der Lehrer beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht zu sein. In keinem anderen Land, das an der Studie teilgenommen hat, kommt der Computer weniger zum Einsatz im Unterricht als in Deutschland. Lehrer in Deutschland bilden sich im Vergleich seltener zur Integration digitaler Medien im Unterricht fort und schätzen die Potenziale digitaler Medien für den Unterricht niedriger ein als in anderen Ländern, obwohl es kaum Erfahrungen mit dem Einsatz gibt.

Raus aus dem App-Wahnsinn

Die Berührungsängste und die Hemmschwelle der Lehrkräfte beim Einsatz von digitalen Medien und dem Großteil der Konzepte sind verständlich. Die Vielfalt und Menge ist schlichtweg zu groß; es besteht große Gefahr sich im Dickicht der Möglichkeiten zu verlieren. Im Schulhaus arbeitet man mit dem Windows-PC, das Tablet und das Smartphone hingegen arbeiten mit iOS oder Android. Die digitalen Begleitwerke der Verlage haben alle ein anderes Gesicht, für jeden Unterrichtszweck und Einsatz gibt es eine spezielle App. „Das sieht schon wieder anders aus“, ist die Antwort der Lehrkraft, die zu den „digital immigrants“ gehört, also jenem Teil der Bevölkerung, die nicht in der digitalen Gesellschaft aufgewachsen sind.

Um nun effektiv und mit pädagogischem Mehrwert Medien im Unterricht einzusetzen muss ich als Lehrkraft Experte mehrerer Betriebssysteme und etlicher Apps werden. Die Lehrkraft muss sich mit Maschine, Infrastruktur, Datenablagemöglichkeiten, Datenschutz und vielem mehr beschäftigen. „Ohne eine gewisse Affinität zur Nutzung von digitalen Geräten und ohne eine gewisse Überzeugtheit ob der Sinnhaftigkeit des Einsatzes wird sich die Lehrerschaft auf dieses neue Medium im Unterricht kaum einlassen.“ (Bauer, 2016)

Berührungsängste verringern

Am Eduard-Spranger-Gymnasium in Filderstadt versuchen wir Berührungsängste durch den Einsatz von bekannten Programmen und einheitlichen Oberflächen zu verringern. Microsofts Bildungsversion von Office365 bietet uns hierbei kostenfrei Abhilfe und erfüllt beinahe alle Anforderungen an ein didaktisches Konzept zur Medienerziehung. Auch „technikfernere Lehrkräfte“ sind Meister der MS Office Standardprogramme. Der „flipped classroom“ lässt sich einfach mit PowerPoint‘s Office Mix realisieren. Kooperatives Lernen oder der Einsatz von Audio-, Video- oder Bilddateien erledigt MS OneNote. Umfragen und Evaluation – Office Forms ist einfach und intuitiv. Zusätzlich sind diese Programme auf jeder Plattform kostenfrei zu erhalten und sehen überall gleich aus.

Ob nun mit Microsoft oder mit anderen Bildungspartnern. Die Lehrkräfte sollte man, wie man es von ihnen verlangt, dass sie es mit ihren Schülern tun, auch „dort abholen, wo sie gerade stehen“, denn wir sind Lehrer und keine IT-Administratoren oder Informatiker. Es bedarf einfacher Lösungen, die die Ansprüche an die Lehrkräfte reduzieren und nicht einen Dschungel an Möglichkeiten. Bekannte Programme erleichtern den Einstieg und machen „Appetit auf mehr“.

Der Workshop

Der Einsatz von Medien im Unterricht wurde am Eduard-Spranger-Gymnasium schon früh angeregt. Lernplattform, Computerraum und eine gute IT-Infrastruktur waren früh vorhanden. Eine Vielzahl von Hardware und Software wurde den Lehrkräften angeboten, die Nutzung und Verbreitung im Kollegium war aber eher mäßig.

Mit der Einführung von Schule365 wurden alle Plattformen und Angebote in ein Portal zusammengefasst. Es wird berichtet von Schwierigkeiten und Erfahrungen in der Nutzung von IT im Unterricht und der Überzeugungsarbeit zur Minderung der Berührungsängste bei den Kollegen.

Erprobte Umsetzungsbeispiele aus dem Unterricht werden aufgezeigt. Welche Anwendungsfelder haben funktioniert, was ist schwierig. Die Beispiele sind zumeist aus dem Fremdsprachenunterricht; Erfahrungen werden aber auch aus anderen Fächern geteilt.

• Das Lernvideo für den Flipped-Classroom einfach mit MS PowerPoint.
• Kooperatives Lernen mit MSOneNote.
• Einfache Einstiegsumfragen für den Unterricht mit Office Forms.

Über den Teilgeber Jan Weiss

Jan Weiss ist Lehrkraft am Eduard-Spranger-Gymnasium in Filderstadt, Baden-Württemberg und seit 2015 Microsoft Innovative Expert Educator. Seit er 2012 „Netzwerkberater“ der Schule geworden ist, geht die Affinität zur Nutzung von digitalen Geräten im Unterricht über den individuellen Gebrauch hinaus. Zusammen mit seinen Kollegen im EDV-Team ist es ihm ein Anliegen, die Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten digitaler Medien im Unterricht seinen 100 Kollegen zu verdeutlichen und sie dabei zu unterstützen. Nach einigen individuellen Versuchen im eigenen Klassenzimmer, erprobt er nun seit 2014 mit Kollegen in einer Klasse den verstärkten Einsatz der schuleigenen Tablets und in einer BYOD-Smartphone-Klasse den Einsatz von digitalen Geräten. Die Schule ist 2014 umgestiegen auf Schule365 (Office365 für Bildungseinrichten mit Support der Firma AixConcept in Aachen). Alle 1200 Schüler und 100 Lehrkräfte haben einen Zugang und eine Anbindung zum cloudbasierten Bildungsportal der Schule.

Jan Weiss

Links:

Website des Eduard-Spranger-Gymnasiums Filderstadt: www.esgf.de
Website des Bildungspartners: www.aixconcept.de

Quellen:

  • Bauer, J. (Juli 2016). Schulischer Einsatz von mobilen Endgeräten. Lehren & Lernen; Zeitschrift für Schule und Innovation aus Baden-Württemberg, S. 17-22.
  • Dräger, J. (Juli 2016). Lernen mit digitalen Medien. Lehrern & Lernen, Zeitschrift für Schule und Innovation aus Baden-Württemberg, S. 4-7.
  • Fraillon , J., Ainley, J., Schulz, W., Friedmann, T., & Gebhardt, E. (2014). Preparing for Life in a Digital Age, The IEA International Computer and Information Literacy Study International Report. Springer Cham Heidelberg New York Dordrecht London: International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA).
  • Huber, S., & Lupschina, R. (Juli 2016). Tablets im kooperativen Unterricht. Lehren & Lernen; Zeitrschrift für Schule und Innovation aus Baden-Württemberg, S. 8-14.