PISA 2022: Einblicke & Erklärungen

PISA 2022: Einblicke & Erklärungen
13
Dez

Die neuesten Ergebnisse der PISA-Studie werfen einen alarmierenden Blick auf die schulischen Leistungen der deutschen Jugendlichen in den Disziplinen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften. Im Vergleich zu den Daten von 2018 haben die Schülerinnen und Schüler in diesen Kernbereichen deutlich an Leistungsfähigkeit eingebüßt, was auf einen kontinuierlichen Abwärtstrend hinweist.

Die PISA-Studie, von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) koordiniert und in Deutschland vom Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) an der Technischen Universität München (TUM) geleitet, wurde im Frühjahr 2022 durchgeführt.

Leistungseinbußen insbesondere in Mathematik

In der neuen Untersuchung erreichen die deutschen Schüler:innen in Mathematik und Lesen nur noch das Durchschnittsniveau der OECD-Staaten. Insbesondere in Mathematik zeigen sich eklatante Leistungseinbußen, die die Experten auf einen besorgniserregenden Trend hinweisen lassen. Deutschland liegt nun nur noch in den Naturwissenschaften signifikant über dem OECD-Durchschnitt (492 zu 485 Punkte), während die Ergebnisse in Mathematik (475 zu 472 Punkten) und Lesen (480 zu 476 Punkten) dem OECD-Durchschnitt entsprechen, der ebenfalls rückläufig ist.

Etwa ein Drittel der 15-Jährigen weist in mindestens einem der drei getesteten Bereiche nur sehr geringe Kompetenzen auf. Im Vergleich zu den vorherigen Studien ist diese Zahl gestiegen. Circa jeder sechste Jugendliche zeigt sogar in allen drei Bereichen erhebliche Defizite. In Mathematik sind diese leistungsschwachen Jugendlichen nun rund 30 Prozent, im Lesen rund 26 Prozent und in den Naturwissenschaften rund 23 Prozent vertreten. Ein Blick auf die internationalen Ergebnisse belegt, dass nur wenige OECD-Staaten zwischen 2018 und 2022 Verbesserungen erzielen konnten. Daher erhebt die Studie auch potenzielle Einflussfaktoren für die verschlechterten Ergebnisse.

Corona ein entscheidender Faktor

Besonders die Corona-Pandemie wird als entscheidend betrachtet. Insbesondere im Hinblick auf die Schulschließungen und den daraus resultierenden Distanzunterricht. Deutschland war im Vergleich zu anderen Ländern möglicherweise weniger gut auf den Einsatz digitaler Medien im Bildungsbereich vorbereitet. Die Studienleiterin, Prof. Doris Lewalter, weist darauf hin, dass Deutschland zwar aufgeholt hat, aber die anfängliche mangelnde Vorbereitung Auswirkungen auf den Kompetenzerwerb hatte. Zudem haben weniger als die Hälfte der leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler von den verfügbaren Förderangeboten Gebrauch gemacht.

Die Untersuchung zeigt zudem, dass neben den quantitativen Faktoren auch qualitative Aspekte eine Rolle spielen. Die Motivation der Jugendlichen für Mathematik hat im Vergleich zu 2012 abgenommen. Die Freude und das Interesse an diesem Fachgebiet sind gesunken, während Ängstlichkeit zugenommen hat. Die Jugendlichen erkennen auch weniger den Nutzen von Mathematik in ihrem Leben und fühlen sich weniger von ihren Lehrkräften unterstützt.

Digitale Medien stärker einbinden

Um diesen längerfristigen Negativtrend umzukehren, schlagen die Bildungsforscher:innen eine „gemeinsame Kraftanstrengung“ vor. Dazu gehören eine systematische Diagnose und Förderung von Sprach- und Lesekompetenzen von der Vorschule bis zum Sekundarbereich, eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Unterrichts mit Einbezug digitaler Medien sowie eine bedarfsorientierte Ressourcenzuwendung für Schulen, die viele benachteiligte Schülerinnen und Schüler unterrichten.