„Netzpolitik ist Gesellschaftspolitik“ – Positionspapier SPD zur Digitalen Bildung vorgestellt

„Netzpolitik ist Gesellschaftspolitik“ – Positionspapier SPD zur Digitalen Bildung vorgestellt
11
Apr

Der Wahlkampf rückt näher. Höchste Zeit einen Blick auf die Position der Parteien beim Thema Digitale Bildung zu werfen. Welchen Stellenwert hat das Thema bei der SPD, welche Ziele werden ausgegeben, welche politischen Maßnahmen gefordert? Lest hier eine Zusammenfassung des Positionspapiers „Digitale Bildung“ der SPD.

Ausgehend von der Einschätzung, dass sich unsere Gesellschaft derzeit in einem umfassenden Prozess des digitalen Wandels befindet, der alle Teilbereiche des gesellschaftlichen Lebens – Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Privatleben – verändert, setzt sich die SPD im Positionspapier „Digitale Bildung“ (Nr.01/14) für das übergreifende Ziel einer Sicherstellung der gleichberechtigten Teilhabe aller an der entstehenden ‚digitalen Gesellschaft‘ ein. Programmatisch forumliert sie entsprechend: Netzpolitik ist Gesellschaftspolitik

Positionspapier SPD: Digitale Teilhabe als gesellschaftlicher Grundanspruch

Die SPD bezieht damit das Grundthema ihrer Partei, die Gewährleistung sozialer Gerechtigkeit, auf die aktuellen technologischen Entwicklungsprozesse – und dehnt so nebenbei auch ihre Zuständigkeit auf einen neuen Gegenstandsbereich aus. Sie befürchtet, dass die Auswirkungen des digitalen Wandels ohne den regulierenden Eingriff politischer Steuerung das Potenzial haben, den sozialen Frieden in Deutschland zu gefährden. Wenn sich die Gesellschaft nach digitalen Parametern reorganisiert, so die Logik, dann ist digitale Teilhabe gleichzeitig eine zentrale Bedingung für soziale Partizipationsfähigkeit und damit ein Grundanspruch, der allen Menschen gewährt werden muss.

Digitale Teilhabe als politische und soziale, vor allem aber als ökonomische Notwendigkeit

Digitale Teilhabe umfasst gemäß der Multidimensionalität des gesellschaftlichen Transformationsprozesses ganz unterschiedliche Handlungsfelder. Konkrete Beispiele sind etwa die Möglichkeit zur politischen Mitgestaltung, zur digitalen Interaktion über soziale Netzwerke, zum individuell angepassten schulischen und außerschulischen Lernen oder auch zur Nutzung der administrativen Angebote lokaler Verwaltungsstellen. Insbesondere erstreckt sich die digitale Teilhabe aber auch auf den ökonomischen Bereich. Die SPD stuft die Informations- und Kommunikationstechnologien als Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts ein. Medienkompetenz und Informatikkenntnissen werden damit zunehmend zur Grundbedingung beruflichen Erfolgs und damit wiederum zu einem  gewichtigen Faktor für die materielle Existenzsicherung. Die Herstellung digitaler Partizipationsfähigkeit sieht die SPD insofern als eine politische Aufgabe, als die Kompetenz zur Nutzung von digitalen Medien relativ hohen Lernvoraussetzungen unterliegt. Digitale Bildung ist für die SPD demnach der Schlüssel, um eine technologisch induzierte Spaltung der Gesellschaft zu verhindern, Chancengerechtigkeit zu verbessern und den gesellschaftlichen Wohlstand für das 21. Jahrhundert zu wahren. Als zentrale Orte für die Vermittlung der Inhalte einer digitalen Bildung sieht die SPD die klassischen Bildungseinrichtungen, beginnend bei der frühkindlichen Erziehung über die Schulen bis hin zu den Hochschulen.

Digitale Bildung als Mittel zur Vermeidung der digitalen Spaltung

Um das Ziel der digitalen Bildung und die Ermöglichung digitaler Teilhabe zu erreichen, verlangt die SPD die Durchführung einer Reihe von politischen Maßnahmen. Im Einzelnen fordert sie:

  • in der frühkindlichen Bildung und in den Grundschulen den Grundstein für digitale Bildung zu lege
  • In den Bildungsplänen aller Schulstufen und Schulformen Medienbildung und Informatikkenntnisse verpflichtend zu verankern
  • MINT-und insbesondere hier die Informatikbildung zu stärken und attraktiver zu machen
  • Medienpädagogik als Pflichtfach in der Erzieher- und Lehrerausbildung zu verankern
  • Medienpädagogische Forschung und Lehre zu stärken
  • Entwicklung und Einsatz von OER zu fördern und zu stärken
  • das Urheberrecht an die Konditionen der digitalen Welt anzupassen, um Nutzungsbeschränkungen digitaler Unterrichtsmaterialien aufzuheben und             Forschungshemmnisse zu beseitigen
  • Die Bedingungen für Open Access im Wissenschaftsbereich zu verbessern
  • Digitale Lernkonzepte auch an Hochschulen fördern (MOOCs, etc.)
  • eine leistungsfähige und symmetrische digitale Infrastruktur aufzubauen. Dies umfasst die Gewährleistung gleicher technischer Leistungen für alle und die Überwindung der bestehenden Unterschiede beim Netzzugang und der Netzqualität

Schule ist der zentrale Ort, wo Digitale Bildung stattfinden soll

Die SPD sieht die Schulen als wichtigsten Ort für den Erwerb von Medienkompetenz und digitaler Grundbildung. Medienbildung soll dabei nicht im Rahmen eines eigenen Unterrichtfachs erfolgen, sondern zum Grundbestanteil aller Fächer gemacht werden. Als politische Maßnahmen fordert die SPD:

  •  Bildungspläne müssen an den Prozess der gesellschaftlichen Digitalisierung angepasst werden und digitale Bildungsinhalte zu einem verbindlichen und bewertbaren Bestandteil der jeweiligen Bildungskonzepte gemacht werden
  • Kinder und Jugendliche müssen sich in allen Bildungseinrichtungen altersgemäß mit digitalen Medien beschäftigen können
  • Medienpädagogische Kompetenzen müssen zu Grundbestandteilen der Ausbildung von ErzieherInnen und Lehrkräften werden, niedrigschwellige Weiterbildungsangebote  müssen die Qualifizierung des bestehenden Personals ermöglichen
  • Informatikunterricht von hoher Qualität muss für alle SchülerInnen in allen Schulformen    und Schulstufen verbindlicher Bestandteil der schulischen Ausbildung sein

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Positionspapier SPD: Digitale Bildung

Mitarbeiter Arbeitsgruppe ‚Digitale Agenda‘ (SPD) auf Twitter