Medienkompetenz aktuell: Das Portal einfach.Medien

Medienkompetenz aktuell: Das Portal einfach.Medien
25
Jul

Es sieht aus wie ein alltägliches Videotelefonat: Im Juni spricht Berlins Bürgermeisterin Franziska Giffey mit ihrem Kiewer Amtskollegen Vitali Klitschkow über die Lage in der Ukraine. Doch wie sich wenig später herausstellt, handelte es sich dabei gar nicht um den ehemaligen Profiboxer. Vielmehr ging Giffey zwei russischen „Satirikern“ auf den Leim, die mit Hilfe von Deep Fakes eine Reihe von Politiker*innen und öffentliche Personen hinters Licht führen wollten.

Grundlegend für unser Medienhandeln

Inwiefern die beiden Männer hinter der Aktion im Dienst der Satire unterwegs waren, darf inzwischen bezweifelt werden. Denn bezahlt wurden sie von einer russischen Gazprom-Tochter. Und das mitten im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Neben der geopolitischen Dimension dieser Deepfake-Interviews sind sie auch ein Lehrstück in Sachen Medienkompetenz. Oder besser gesagt: Was passiert, wenn es an Medienkompetenz fehlt.

Zum einen lässt sich hier die aus der Kommunikationswissenschaft bekannte Lasswell-Formel anwenden: Wer sagt was in welchem Kanal zu wem mit welchem Effekt? Zum anderen zeigt das Beispiel, wie komplex unser Medienhandeln geworden ist und welches Wissen es braucht, um etwa Deepfakes zu erkennen.

Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts

Dass Medienkompetenz daher zu den Schlüsselkompetenzen junger Menschen gehören sollte, scheint bildungspolitischer Konsens. Schon vor einigen Jahren wurde sie im Rahmen der Strategie „Bildung in einer digitalen Welt“ der Kultusministerkonferenz aufgenommen. Aufgespalten in sechs Dimensionen ist es hier vor allem der Punkt „Analysieren und Reflektieren“, der die individuelle Medienrezeption betrifft.

Doch zur Vermittlung von Medienkompetenz braucht es passendes Unterrichtsmaterial. Die Herausforderung hier ist, dass es stetig aktuell gehalten werden muss. Die Medienrealität und das Medienerleben junger Menschen – wie auch Erwachsener – ist ständigen Änderungen unterlegen. Diesen Fakt müssen Unterrichtsmaterialien berücksichtigen.

Das NDR-Portal für Lehrende

Um Lehrende bei der Aufklärung über mediale Wirkmechanismen zu unterstützen, hat der Norddeutsche Rundfunk (NDR) das Online-Portal einfach.Medien gegründet. Hier stellt der Sender Lehrkräften umfangreiche kostenlose Materialien zu verschiedenen Themen zur Verfügung. Aktuell etwa zur Kriegsberichterstattung in den Medien, Verschwörungstheorien im Netz und der Frage, wie die Algorithmen der großen Social-Media-Plattformen funktionieren.

Die Lehrmaterialien gibt es in Schüler*innen- und Lehrendenversionen. Sie umfassen Aufgaben, erläuternde Texte und Links zu erklärenden Beiträgen aus der NDR- bzw. ARD-Mediathek. Ferner werden im Rahmen eines Glossars die wichtigsten Medienbegriffe erklärt. Ein Journalismus-Methodenkoffer soll dabei helfen, zu verstehen, wie Journalist*innen arbeiten.

Videos für Schüler*innen

Im Rahmen der Rubrik „Einfach.erklärt“ finden sich ferner kurze Videos von zwei bis fünf Minuten Länge, in denen Schüler*innen anschaulich aktuelle Medienthemen erklärt werden. Das Spektrum reicht hier von der Verlässlichkeit von Online-Bewertungen bis zur Frage, ob es Shadow Bans auf Social-Media-Plattformen wirklich gibt.

Abgerundet wird das Angebot von einem Newsletter sowie einer Web-Talk und -Workshop-Reihe.