Berlin: ‚Digitale Bildung‘ ist en vogue und derzeit ein beliebter Gesprächsgegenstand akademischer Zirkel und politischer Diskussionsrunden. Für Lehrkräfte wichtig sind aber nicht die Ideen von morgen, sondern die praxistauglichen Konzepte von heute. Diese konnten reichlich auf dem zweitägigen #excitingEDU Lehrerkongress im Zeiss-Großplanetarium in Berlin am vergangenen Wochenende bestaunt werden. Die fast 40 Workshops von Lehrern für Lehrer haben gezeigt: Digitale Medien bieten einen echten Mehrwert für die Unterrichtsgestaltung. Die Erfahrung der Lehrer zeigt aber auch, dass einige drängende Probleme noch dringend gelöst werden müssen.
Aufbruchsstimmung beim Lehrerkongress im Zeiss-Großplanetarium
„Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“. Wenn diese, dem Romancier Victor Hugo zugeschriebene Wahrheit irgendwo spürbar wurde, dann am Wochenende beim #excitingEDU Lehrerkongress im Zeiss-Großplanetarium in Berlin. Der als Erfahrungsaustausch für Lehrer angelegte Kongress zum Thema digitale Bildung machte fühlbar, dass die Praxis dem öffentlichen Dialog häufig schon weit voraus ist. Längst wurde nicht mehr über das „Ob“ diskutiert, sondern über das „Wie“. Dieser lösungsorientierte Perspektivwechsel wurde sichtbar am großen Engagement und der Begeisterung, mit der die mehr als 280, zum größten Teil aus Lehrkräften bestehenden Teilnehmer, beim Kongress in Interaktion traten. Das zeigte sich vor allem aber auch an den Referenten, die in fast 40 Workshops ihr Praxiswissen demonstrierten und dem interessierten Publikum zeigten, dass digitaler Unterricht schon heute mit den vorhandenen Bordmitteln möglich ist und eine motivierende Bereicherung darstellt. „Nicht warten, dass Infrastruktur von oben gestellt wird, wer will, findet Wege!“, fasste Christiane Schicke, Lehrerin aus Niedersachsen, die Aufbruchsstimmung auf dem Kongress auf Twitter zusammen.
Lebendige Interaktion, visuelle Erfahrbarkeit, spielerisches Lernen
Einmal mehr wurde deutlich, wie wichtig die Initiative und das Engagement der Basis ist, um die Institution Schule auf den Stand der digitalen Möglichkeiten zu bringen. In einem der größten Wissenschaftstheater Europas und einem außerschulischen Lernort der Extraklasse erwartete die Teilnehmer ein abwechslungsreiches Programm aus Workshops, Impulsreferaten und offenen Veranstaltungsformaten. Die Workshops beleuchteten Aspekte aller Fächer und Schulformen. Auf dem Programm standen so unterschiedliche Themen wie etwa der Einsatz von Smartphones als mobile Mini-Labore im MINT-Unterricht, die Möglichkeiten von Augmented Reality im Schulunterricht oder die Verwendung multimedialer Schulbücher. Ein besonderes Highlight bildete der Abendvortrag von Planetariumsdirektor Tim Florian Horn, der am Regiepult sitzend die unter der 23-Meter-Kuppel versammelten Gäste auf einen 3D-Flug vom Makro- in den Mikrokosmos mitnahm und dabei unter Beweis stellte, wie wichtig Anschauungen und Erfahrbarkeit für eine Wissensvermittlung sind, die fesseln und neugierig machen möchte. Nicht nur die moderne Animationstechnik des Planetariums, sondern auch die begleitende Bildungsmesse erlaubte den Anwesenden einen Blick in die Glaskugel der technischen Zukunft: Virtual Reality-Brillen, 3D-Drucker, interaktive Touchscreens, vernetzte Dokumentenkameras und VR-Visualisierungen des Tagungsgeschehens in der Kuppel: Die digitale Schule hält viele Möglichkeiten bereit, die Schüler multisensuell anzuregen und für das Abenteuer Wissen zu begeistern.
Institutionalisierung des praktischen Dialogs:
Das ‚LernLab’ verstetigt den regionalen Austausch
Wenngleich der Machbarkeitsnachweis digitaler Bildung mit Vorliegen der vielen praxisbewährten Konzepte inzwischen erbracht ist, machten die Lehrer aber auch deutlich, welche Probleme sie noch sehen. Fehlender Informatikunterricht, ungeklärte Fragen der technischen Infrastruktur und das Problem der Unterstützung der Lehrer beim Einsatz digitaler Medien, beschäftigten viele der Anwesenden. Der letzte Punkt ist durchaus gewichtig, hängt von ihm doch auch die Akzeptanz digitaler Medien ab. So kommt eine repräsentative Umfrage zu dem Ergebnis, dass sich 57,9 Prozent der Lehrer mehr Unterstützung für den Einsatz von Computern im Unterricht wünschen. 81,5 Prozent der Lehrer finden, dass die Uni sie besser auf den Einsatz von Computern im Unterricht vorbereiten sollte[1]. Der Lehrerkongress von #excitingEDU hat gezeigt, dass die gegenseitige Hilfe und Unterstützung der Lehrer untereinander ein wichtiges und erfolgreiches Instrument sein kann, die Herausforderung einer digitalen Unterrichtsgestaltung anzugehen und zu lösen. Indem Praktiker für Praktiker Hilfe anbieten, nehmen Berührungsängste ab und der Spaß an der Sache zu. Diese Beobachtung hat #excitingEDU zum Anlass genommen, das Programm des Lehrerkongresses zu verstetigen und hier ein Angebot zu entwickeln, welches das Prinzip der Selbsthilfe in die Breite trägt. Dieses Angebot heißt ‚LernLab‘. Mit den LernLabs hat #excitingEDU drei offene Austausch-Plattformen geschaffen, die als Keimzellen für die Entwicklung und Förderung der digitalen Bildung an Schulen dienen. Die LernLabs richten sich je nach inhaltlichem Zuschnitt an LehrerInnen / ReferendarInnen, Schulleitungen und PHs. Der Idee nach handelt es sich um Selbstlernformate, in denen sich Kollegen, vermittelt über #excitingEDU, im Rahmen eines regionalen Netzwerkes organisieren und gegenseitig unterstützen. Im SchulLab haben Lehrer Gelegenheit digitalen Unterricht in der Praxis zu erleben, ihre Kollegen zu hospitieren und von ihnen zu lernen. Das FührungsLab ist ein Austauschforum zur digitalen Schule für Schulleitungen. Das TechLab bringt die wichtigsten Akteure bei der Konzeption von neuen, digital basierten Lehr- und Unterrichtsmethoden zusammen. Es richtet sich an Lehrer, Wissenschaftler und EdTech-Firmen.
1000 Tweets des Wandels. Lehrer in Aufbruchstimmung
Von der vielzitierten Skepsis deutscher Lehrer bei der Einführung digitaler Medien in den Schulbetrieb war auf dem #excitingEDU Lehrerkongress wenig zu spüren. Mehr als 1000 Tweets am Kongresswochenende legten im Gegenteil beredtes Zeugnis davon ab, wie lebendig der Austausch von Lehrern ist, die die neuen Medien als große Chance für die Weiterentwicklung und Demokratisierung der Bildung begreifen. Es bewegt sich etwas im Bereich Digitale Bildung, Begeisterung greift um sich, neue Horizonte eröffnen sich – wo ginge dies besser, als unter dem digitalen Sternenhimmel des Zeiss-Großplanetariums.
Bilder
(zur freien Verwendung)
Referent: http://bit.ly/2gEczBI
Besucher mit VR-Brille: http://bit.ly/2gjJ1p4
Blick ins Publikum: http://bit.ly/2fIZmDP
Anregende Gespräche: http://bit.ly/2g7TYdM
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#excitingEDU
Dr. Michael Hellermann
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Stiftung Planetarium Berlin
Franziska Schultze
Leitung Marketing und Kommunikation
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E-Mail: [email protected]
[1] Schule digital. Länderindikator 2015, repräsentative Umfrage der Telekom-Stiftung:https://www.telekom-stiftung.de/sites/default/files/dts-library/materialien/pdf/schuledigital_2015_web.pdf