Der Leitfaden „Schule & KI“ der Telekom-Stiftung

Der Leitfaden „Schule & KI“ der Telekom-Stiftung
29
Nov

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Bildungseinrichtungen hat bereits Einzug in den Schulalltag gehalten. Mit der Veröffentlichung des Textgenerators ChatGPT wurde deutlich, wie stark KI den Bildungsbereich beeinflussen kann. Doch trotz der vorhandenen Anwendungen besteht ein erheblicher Aufklärungsbedarf, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Ein Leitfaden, erarbeitet vom mmb Institut und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) im Auftrag der Deutschen Telekom Stiftung, bietet eine umfassende Zusammenfassung und Bewertung der wichtigsten KI-Technologien im schulischen Kontext. Die Studie basiert auf einem intensiven Austausch mit Praxisvertretern aus Schule und Wissenschaft und hat das Ziel, Bildungseinrichtungen Orientierungswissen an die Hand zu geben, um KI-Technologien effektiv im Schulalltag zu nutzen.

Drei wesentliche Anwendungsfelder

Die Autor:innen des Leitfadens identifizieren drei wesentliche Anwendungsfelder für den Einsatz von KI in Schulen: Administration und Organisation, Unterricht sowie Lernen. In Bezug auf die Schulorganisation sehen sie großes Potenzial für eine hohe Akzeptanz von KI-Technologien. Der aktuelle Handlungsdruck bei der digitalen Transformation von Schulen und die Effizienzpotenziale, die KI in diesem Bereich bieten kann, spielen dabei eine zentrale Rolle. Allerdings betonen die Autoren, dass der erfolgreiche Einsatz von KI in der Schulverwaltung den Ausbau der digitalen Infrastrukturen erfordert.

Im Bereich des Unterrichts sehen die Experten Potenzial für KI-Systeme in der Unterrichtsvorbereitung, der Erstellung von Unterrichtsmaterial und der Leistungsevaluation. Hier könnte KI die Lehrkräfte spürbar entlasten, insbesondere vor dem Hintergrund des zunehmenden Lehrkräftemangels. Die Autor:innen betonen jedoch die Notwendigkeit klarer Regelungen, vor allem in Bezug auf Urheberrecht und Datenschutz.

Größtes Innovationspotenzial beim Lernen

Das größte Innovationspotenzial sehen die Fachleute im Anwendungsfeld des Lernens. KI-gestützte Assistenz- und Lernplattformen könnten individuelle Lernerfahrungen ermöglichen, nicht nur im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich, sondern auch beim Spracherwerb und in anderen Fächern. Die Herausforderung besteht darin, die Qualifizierung und Kompetenzentwicklung bei Lehrkräften, Schulleitungen und Bildungsadministration so zu gestalten, dass sie mit dieser dynamischen Entwicklung Schritt halten können.

Trotz dieser vielversprechenden Ansätze benennt der Leitfaden auch Herausforderungen und Aufgaben, die sich für den Einsatz von KI-gestützten Technologien ergeben. Dazu gehören die vorantreibende digitale Transformation schulischer Verwaltungsprozesse, die Entwicklung transparenter Regelungen für Datensicherheit und Datenschutz sowie die Erprobung und Einführung intelligenter Lernplattformen und Assistenzsysteme im Unterricht.

Fünf zentrale Handlungsfelder

Um den erfolgreichen Einsatz von KI in Schulen zu gewährleisten, formuliert die Deutsche Telekom Stiftung fünf Handlungsempfehlungen:

  1. Lehrkräfte behalten die Hoheit: KI-Systeme sollten stets als Partner der Lehrkräfte fungieren. Die pädagogische und organisatorische Entscheidungshoheit über KI-Systeme muss bei den Lehrkräften liegen, da sie die Gestaltung und den Erfolg von Lehr-/Lernprozessen verantworten.
  2. Lehrkräfte vermitteln den Umgang mit KI: Lehrkräfte sollten lernen, wie sie den Umgang mit KI an Schüler vermitteln können. Dies umfasst den Umgang mit systemischen Vorurteilen (Bias) oder Halluzinationen der KI sowie die Anleitung zur Erzielung hilfreicher Ergebnisse.
  3. Schulen erhalten mehr Experimentierräume: Es müssen mehr Räume und Möglichkeiten geschaffen werden, damit Schulen neue Technologien und Entwicklungen erproben können. Anbieter von Technologien sollten gemeinsam mit Verantwortlichen der Lehrkräftebildung Anwendungsszenarien entwickeln, die dann in der Praxis getestet werden können.
  4. Fortsetzung des Digitalpakts: Die digitale Infrastruktur schulischer Verwaltungsprozesse muss weiter ausgebaut werden. Nur moderne Infrastruktur schafft die notwendigen Voraussetzungen, um KI-Technologien effektiv einzusetzen und deren Potenziale zu nutzen.
  5. Politische Rechtssicherheit schaffen: Es ist notwendig, verlässliche Rahmenbedingungen für die Arbeit mit digitalen Werkzeugen und KI-Systemen zu schaffen. Klare Regelungen zu Datenschutz und Persönlichkeitsrechten sind entscheidend, um Akzeptanz bei Schulleitungen, Lehrkräften und Eltern zu gewährleisten.

Insgesamt zeigt der Leitfaden auf, dass Künstliche Intelligenz das Potenzial hat, den Bildungsbereich zu revolutionieren, jedoch müssen dabei klare Richtlinien und Unterstützungsmaßnahmen für die Lehrkräfte implementiert werden. Der Weg in eine KI-gestützte Zukunft erfordert ein sorgfältiges Gleichgewicht zwischen technologischem Fortschritt und pädagogischer Verantwortung.