Bildungsmonitor 2023

Bildungsmonitor 2023
30
Aug

Das Bildungsniveau in Deutschland hat gemäß einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in den letzten Jahren stark abgenommen. Der „Bildungsmonitor 2023“ der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) weist insbesondere auf negative Entwicklungen in Bezug auf Schulqualität, Integration und Bildungsarmut hin.

20. Ausgabe des Bildungsmonitors

Der Monitor bewertet die Bildung anhand unterschiedlicher Indikatoren wie Lernerfolg, Bildungsinfrastruktur und Schüler-Lehrer-Verhältnissen. Im Langzeitvergleich des Monitors, der zum 20. Mal erscheint, stieg das Bildungsniveau bis 2013 in verschiedenen Bereichen an, nahm jedoch seitdem kontinuierlich ab. Zusätzlich hat sich die Verbindung zwischen Bildungserfolg und sozialem Hintergrund vertieft.

Schüler:innenschaft heterogener geworden

Ein Grund für diesen Trend, so der Autor der IW-Studie Axel Plünnecke, liegt darin, dass Kindergärten und Schulen noch keine adäquate Antwort auf die Tatsache gefunden haben, dass die Schüler:innenschaft in den letzten Jahren deutlich heterogener geworden ist, ein wachsender Anteil zu Hause eine andere Sprache als Deutsch spricht oder nur wenige Bücher im Haushalt vorhanden sind

Bildungserfolg eng an familiäre Herkunft gekoppelt

Dadurch haben die Ergebnisse von Kindern aus bildungsfernen Haushalten oder mit Migrationshintergrund stark abgenommen. Die Studie zeigt, dass leichte Verbesserungen beim Ausbau der frühkindlichen Bildung, der Ganztagsbetreuung und der Schüler-Lehrer-Verhältnisse nicht ausreichten, um dies auszugleichen. Internationale Vergleiche zeigen, dass es anderen Ländern besser gelingt, den Bildungserfolg von der familiären Herkunft zu entkoppeln.

Im Langzeitvergleich lagen die durchschnittlichen Lesewerte und Zuhörwerte für Viertklässler:innen im Jahr 2021 auf dem Niveau des leistungsschwächsten Bundeslandes Bremen im Jahr 2011. Das gilt auch für den Umgang mit Risikogruppen.

Schnelles politisches Handeln erforderlich

Die IW-Forscher:innen sprachen sich für den Ausbau der frühkindlichen Bildung, mehr Autonomie für Schulen, jährliche standardisierte Tests auf nationaler Ebene in allen Klassenstufen, gezielte Unterstützung für Schülerinnen und Schüler sowie hochwertigere Ganztagsangebote aus.

Thorsten Alsleben, Geschäftsführer der INSM, beklagte, dass Deutschland in der Bildungspolitik international den Anschluss verliert. Er betonte den kritischen Mangel an Sprachkenntnissen auf Grundschulniveau und forderte eine verpflichtende Vorschulbildung für alle Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen.

Bildungsmonitor seit einigen Jahren in der Kritik

Der „Bildungsmonitor“ wurde in den letzten Jahren immer wieder kritisiert. Schon 2019 äußerte sich der Deutsche Lehrerverband kritisch dazu: Er betonte, dass dies keine klassische Studie sei, sondern dass Bildungssysteme anhand wirtschaftlicher Vorstellungen bewertet würden. Heinz-Peter Meidinger, der damalige Verbandspräsident, brachte diese Ansicht zum Ausdruck.

Bereits im Jahr 2014 hatte Rosemarie Hein von der Partei Die Linke den Bildungsmonitor als „zu einseitig“ kritisiert. Aspekte wie Inklusion oder die allgemeine Weiterbildung fänden darin anscheinend überhaupt keine Berücksichtigung. Die Bewertung von Schulqualität und Förderkompetenz sei laut der Bildungsexpertin stark einseitig.