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Mitte November dieses Jahres wurden die Ergebnisse der International Computer and Information Literacy Study, kurz ICILS, für das Jahr 2023 veröffentlicht. Bei der ICILS handelt es sich um eine bedeutende internationale Vergleichsstudie, die darauf abzielt, die digitalen Kompetenzen von Achtklässler*innen weltweit zu analysieren.
Technische und Fertigkeiten und Bewertungskompetenzen
Die Studie untersucht, wie gut Jugendliche digitale Technologien für Informationssuche, Bewertung und Kommunikation nutzen können. Dabei werden nicht nur technische Fertigkeiten gemessen, sondern auch die Befähigung, digitale Werkzeuge kritisch zu hinterfragen und produktiv einzusetzen. Die ICILS wird seit 2013 alle fünf Jahre durchgeführt und bietet Einblicke in die Stärken und Schwächen von Bildungssystemen in über 30 teilnehmenden Ländern, darunter auch Deutschland.
Besorgniserregende Ergebnisse
Die Ergebnisse der neuesten Ausgabe zeigen eine für Deutschland besorgniserregende Entwicklung. Rund 40 % der deutschen Achtklässler*innen verfügen lediglich über rudimentäre digitale Kompetenzen. Dies bedeutet, dass sie grundlegende Funktionen wie das Navigieren in digitalen Umgebungen oder das einfache Bedienen von Software beherrschen, jedoch kaum in der Lage sind, komplexere Aufgaben wie das Erstellen einer strukturierten Präsentation oder die Bewertung von Online-Quellen zu bewältigen. Dieser Anteil hat im Vergleich zu den vorherigen Studien aus den Jahren 2013 und 2018 deutlich zugenommen.
Besonders alarmierend ist, dass nur 1,1 % der Schüler:innen die höchste Kompetenzstufe erreichten. Diese Stufe setzt die Fähigkeiten voraus, Informationen selbstständig zu recherchieren, diese kritisch zu bewerten und innovative digitale Produkte zu erstellen. Vor fünf Jahren lag dieser Wert noch bei 1,9 %.
Digitale Spaltung erkennbar
Neben der allgemeinen Verschlechterung der Kompetenzen wird eine deutliche digitale Spaltung sichtbar. Schüler:innen mit Migrationshintergrund, aus sozioökonomisch benachteiligten Haushalten oder mit einer anderen Familiensprache als Deutsch schneiden im Vergleich zu anderen Gruppen merklich schlechter ab.
Der Kompetenzunterschied aufgrund des Zuwanderungshintergrunds ist in Deutschland sogar doppelt so hoch wie im EU-Durchschnitt. Diese Ungleichheiten werden durch unzureichende digitale Ausstattung und die Abhängigkeit vom familiären Hintergrund noch verstärkt.
Deutschland dennoch im oberen Mittelfeld
Im internationalen Vergleich liegt Deutschland dennoch im oberen Mittelfeld, jedoch weit hinter Spitzenreitern wie Südkorea und Dänemark. Besonders skandinavische Länder, die auf einen nachhaltigen und differenzierten Einsatz digitaler Technologien setzen, zeigen, wie eine erfolgreiche Integration digitaler Bildung gelingen kann. Gleichzeitig schneiden einige osteuropäische Länder trotz begrenzter Ressourcen besser ab, was auf eine effizientere Nutzung digitaler Mittel und Lehrpläne hindeutet.
Zugang zu digitalen Endgeräten unabdingbar
Darüber hinaus ist eine bessere digitale Ausstattung der Schulen unabdingbar. Zwar hat sich der Zugang zu digitalen Geräten in den letzten Jahren verbessert, doch teilen sich in Deutschland durchschnittlich vier Schüler:innen ein Endgerät. Dies reicht nicht aus, um einen effektiven digitalen Unterricht zu gewährleisten. Gleichzeitig muss die soziale Herkunft stärker berücksichtigt werden, um benachteiligte Gruppen gezielt zu fördern und die digitale Spaltung zu verringern.
Viel zu tun
Die ICILS 2023 zeigt deutlich, dass viel zu tun ist, um Schüler:innen ausreichend auf die Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft vorzubereiten. Dies betrifft nicht nur die beruflichen Perspektiven der Jugendlichen, sondern auch ihre Fähigkeit, sich kritisch mit digitalen Medien auseinanderzusetzen – ein entscheidender Faktor für die Stabilität demokratischer Gesellschaften.