DAK Mediensucht-Studie: Anhaltend hohe Mediennutzung

DAK Mediensucht-Studie: Anhaltend hohe Mediennutzung
17
März

Digitale Medien durchziehen längst den Alltag der meisten Menschen. Ob im Rahmen von Social-Media-Plattformen, die meist via Smartphone genutzt werden, in Gestalt von digitalen Spielen oder Streaming Services. Die Trennung zwischen analog und digital, on und offline lässt sich für viele kaum noch aufrechterhalten.

Dies betrifft zu einem besonderen Grad Kinder und Jugendliche. Daher führt das Deutsche Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) mit Förderung der DAK-Gesundheit seit 2019 eine Längsschnittstudie zum Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland durch. Die Ergebnisse für das Jahr 2024 wurden dieser Tage veröffentlicht.

Mediensucht auf hohem Niveau

Trotz einiger positiver Entwicklungen in den letzten Jahren bleibt die Mediensucht nach wie vor auf einem besorgniserregend hohen Niveau. Mehr als 25 % der 10- bis 17-Jährigen sind von einer riskanten oder pathologischen Nutzung sozialer Medien betroffen. Das sind rund 1,3 Millionen junge Menschen.

Obwohl sich die Probleme im Bereich Gaming und Social Media im letzten Jahr leicht verringert haben, liegen die Nutzungszeiten immer noch über den Werten von 2019, also vor der Pandemie.

Nutzung von Social-Media-Plattformen stark ausgeprägt

Die Untersuchung zeigt auch, dass die Nutzung von digitalen Medien, insbesondere von Social-Media-Plattformen, bei Jugendlichen weiterhin stark ausgeprägt ist. Im Vergleich zu 2019, als der Anteil der problematischen Social-Media-Nutzung bei 11,4 % lag, stieg dieser Anteil auf 25 %. Besonders betroffen sind Jungen, bei denen die Nutzung mit 6 % fast doppelt so hoch ist wie bei Mädchen (3,2 %).

Auch der Gaming-Konsum ist nach wie vor ein Thema: 12 % der Jugendlichen spielen problematisch, wobei 3,4 % als pathologisch gelten. Weniger dramatisch ist der Anstieg im Bereich Streaming, wo konstant hohe Werte von 16 % problematischen Nutzern festgestellt wurden.

Forderungen nach eigenem Schulfach „Gesundheit“

Als Reaktion auf diese alarmierenden Ergebnisse fordert DAK-Chef Andreas Storm ein neues Schulfach „Gesundheit“, das den Jugendlichen helfen soll, eine gesunde Mediennutzung zu erlernen und die damit verbundenen Risiken zu verstehen.

Ein pauschales Handyverbot in Schulen löse das Problem hingegen nicht. Stattdessen müsse der Fokus darauf liegen, Kindern und Jugendlichen die nötige Gesundheitskompetenz zu vermitteln und sie für den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien zu sensibilisieren.

Phänomen Smartphone-Nutzung während sozialer Interaktionen

In der Studie wurde auch das Phänomen „Phubbing“ untersucht, bei dem Menschen während sozialer Interaktionen, etwa beim Gespräch oder am Esstisch, ständig auf ihr Smartphone schauen. Etwa 35 % der befragten Jugendlichen gaben an, sich durch die Nutzung des Smartphones durch andere ignoriert zu fühlen, was zu sozialen Konflikten führt. Dieser Trend ist besorgniserregend, da Jugendliche, die häufig mit „Phubbing“ konfrontiert sind, sich oft einsamer, depressiver und gestresster fühlen als ihre Altersgenossen.

Storm und weitere Experten wie Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), betonen die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Wandels. Der Medienkonsum und die damit verbundenen Gesundheitsprobleme müssten als gesamtgesellschaftliche Herausforderung angegangen werden. Besonders wichtig sei dabei, dass auch die Schule eine zentrale Rolle spielt, um Gesundheitskompetenz zu fördern und den Umgang mit digitalen Medien zu thematisieren.

Studiendesign

Die DAK Mediensucht-Studie ist eine Längsschnittstudie, die vom Meinungsforschungsinstitut forsa durchgeführt wird. Die Daten werden mit Hilfe einer Online-Befragung erhoben. Hierfür wurden Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren sowie ein Elternteil befragt. Zwischen dem 24. September und 14. Oktober 2024 wurden 1.008 Familien befragt. Kinder und Jugendliche über 17 Jahre werden in den repräsentativen Trendergebnissen nicht berücksichtigt.

Mediensucht als komplexes Problem ohne einfache Lösungen

Die Ergebnisse der Erhebung weisen auf ein komplexes Problem hin, dass gesamtgesellschaftlich angegangen werden muss. Mit Blick auf die stete Durchdringung unseres Alltags mit KI-Anwendungen erscheint es unwahrscheinlich, dass sich die Mediennutzung junger Menschen (aber auch Erwachsener) wieder zurückentwickeln wird.

Die Grenzen zwischen einer selbstbestimmten Mediennutzung und einem Suchtverhalten können fließend und von außen schwer erkennbar sein. Dementsprechend muss die Medienkompetenzbildung auch das Thema Mediensucht in den Fokus nehmen. Phänomene wie das Phubbing zeigen, dass ein abhängiges Verhalten auch mit sozialen Implikationen und Auswirkungen einhergeht.

Ob es ein eigenes Schulfach für die Erlernung eines gesunden Umgangs mit digitalen Medien braucht, wird zu diskutieren sein, da es sich schlussendlich um ein fächerübergreifendes Phänomen handelt.

Tobias Schiller